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Bruder des Impressionisten: Ausstellung zeigt den "unsichtbaren" Monet

Bruder des Impressionisten: Ausstellung zeigt den "unsichtbaren" Monet

Claude Monet gilt als Begründer des Impressionismus. Seine "Impression, Sonnenaufgang" von 1872 gab der impressionistischen Bewegung ihren Namen.

Im Pariser Musée du Luxembourg steht jetzt sein weniger bekannter Bruder, Léon Monet, im Rampenlicht. Bei der Ausstellung geht es um ihn als Farbchemiker und Sammler und um seinen Einfluss auf die Karriere des berühmten Bruders.

"Diese Schau ist sehr wichtig, denn sie bringt Léon Monet zurück in die Geschichte von Claude Monet", sagt Frances Fowle, Kuratorin an den National Galleries of Scotland und Impressionismus-Expertin.

Wer war Léon Monet?

Léon erkannte Claudes Talent früh. Er kaufte seine Gemälde bei Auktionen schon zu einer Zeit, als es sonst noch niemand tat. So half er dem Bruder, den Bekanntheitsgrad und die Preise seiner Werke zu steigern.

"Er war ein Sammler, er kaufte bei Auktionen und anderen Veranstaltungen. Er erwarb auch Gemälde von anderen impressionistischen Malern, nicht nur von seinem Bruder. So lernte er die ganze neue Generation impressionistischer Maler kennen. Alfred Sisley, Camille Pissaro und Pierre-Auguste Renoir standen Claude Monet sehr nahe. Sie haben gemeinsam gemalt", sagt die Kuratorin der Ausstellung in Paris, Geraldine Lefebvre.

Er behielt einige der Kunstwerke und gab andere an seinen Bruder zurück. Doch er war viel mehr als nur ein Sammler. "Er war ganz offensichtlich ein wichtiger Akteur in der Karriere des Bruders. Und er war Teil eines viel größeren Netzwerks, das für Monets Erfolg von entscheidender Bedeutung war", erklärt Fowle.

Léon war ein Dreh- und Angelpunkt in der Karriere des Bruders, der oft übersehen wurde und jetzt in der Ausstellung die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient.

"Man neigt dazu zu denken, dass Monet es ganz allein geschafft hat, aber er war auf ein Netzwerk von Sammlern, Unterstützern und Händlern angewiesen“, fügt Fowle hinzu.

Leider ging die Beziehung der beiden Brüder in die Brüche, kurz nachdem Claudes Sohn Jean bei der Arbeit mit Chemikalien in der Fabrik von Léon Monet an einer unheilbaren Atemwegsinfektion erkrankte.

Als Léons Tochter Adrienne danach die gleiche Krankheit bekam, gab der Vater Jean die Schuld. Der Sohne Claudes habe seine Tochter angesteckt, so sein Vorwurf. Von den Chemikalien als mögliche Ursache wollte er nichts wissen.

Jean starb schließlich im Jahr 1914 und die Familie von Léon Monet wurde nicht zur Beerdigung eingeladen. Danach sprachen die beiden Brüder nie wieder miteinander.

Nach Léons Tod im Alter von 82 Jahren im Jahr 1917 schrieb Claude an dessen Witwe: "Ich bedaure, dass ich meinen Bruder nicht ein letztes Mal sehen konnte, um ihm zu sagen, dass wir alle Streitereien vergessen sollten, die uns auseinandergebracht haben."

Musée du Luxembourg
"Blick auf Rouen" von Claude Monet - Musée du Luxembourg

Was ist in der Ausstellung zu sehen?

Die Ausstellung zeigt rund 100 Werke, darunter noch nie gezeigte Gemälde und Zeichnungen von Monet, Sisley, Pissarro und Renoir, sowie Farbbücher, Stoffmuster, japanische Drucke, Archivdokumente und zahlreiche Familienfotos.

Zum ersten Mal zu sehen ist auch ein Porträt, das Claude Monet 1874 von seinem älteren Bruder malte und das die tiefe Zuneigung der Geschwister verdeutlicht.

Wikimedia Commons
Das Porträt von Léon Monet von 1874. - Wikimedia Commons

Kuratorin Lefebvre verbrachte fast zwei Jahre mit der Suche nach dem Bild. Es wurde 1874 gemalt, dem Jahr von Claudes erster Ausstellung und Léons Debüt als Industrieller in Rouen.

Nach Angaben der Familie wurde das Porträt im Freien begonnen und sollte dann im Atelier von Monet fertiggestellt werden. Doch die Besucher Renoir und Sisley rieten ihrem Freund, es so zu lassen, wie es ist. Léon Monet war damit nicht einverstanden und versteckte das Gemälde bis zu seinem Tod.

"Claude Monet hat das Porträt seinem Bruder geschenkt, aber Léon hat es nicht angenommen, es hat ihm nicht gefallen. Warum? Vielleicht, weil es wie ein unvollendetes Porträt aussieht, mit sehr präsenten Pinselstrichen", sagt Lefebvre.

Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können auch einen Blick in ein Buch mit Zeichnungen des damals 15-jährigen Claude werfen. Er hatte es 1893 Léon gegeben mit der Widmung: "Kindheitserinnerung für meinen lieben Bruder".

"Hier kann man schon das ganze Genie des jungen Claude Monet erkennen, der bald darauf einer der berühmtesten Künstler des Impressionismus werden wird", sagt Lefebvre.

Die Ausstellung ist vom 15. März bis zum 16. Juli im Musée du Luxembourg in Paris zu sehen.