Braucht die Welt eine Kinoversion von “Timm Thaler"?

Das Buch ein Bestseller, die TV-Serie ein Gassenfeger, und jetzt soll die Leinwandvariante die Kinokassen zum Klingeln bringen. Tatsächlich gibt es ein paar gute Gründe, dass Timm Thalers berühmtes Lachen auch ein drittes Mal reiche Früchte tragen könnte.

Von Thomas Lassonczyk

Mit den Neuverfilmungen von Stoffen, die vor vielen Jahrzehnten mal beim Publikum ankamen, ist das immer so eine Sache. Meistens sind die Geschichten von damals nicht mehr zeitgemäß, müssten also einer radikalen Rundumerneuerung unterzogen werden. Das bedeutet aber auch, dass von der ursprünglichen Vorlage kaum noch etwas übrig bleibt und der Charme, der Esprit, den das Original einst versprüht hat, verloren geht. Eine Gratwanderung ist also vonnöten: Modernisieren ja, aber nicht um jeden Preis.

Dieses Kunststück ist nun den Machern von “Timm Thaler oder das verkaufte Lachen” (ab 2. Februar in den Kinos) gelungen. Dabei hatten diese gleich zwei Hürden zu überspringen. Sie mussten der Bestseller-Vorlage von James Krüss, die 1966 erstmals veröffentlicht wurde, gerecht werden, aber auch die Fernsehserie, die Ende der 1970er Jahre Deutschlands Gassen leerfegte, toppen. Zur Erinnerung: In dem Buch geht es um den Waisenjungen Timm Thaler, der seinen ärmlichen Verhältnissen entfliehen will. Deshalb geht er mit dem hintertriebenen Baron Lefuet einen teuflischen Pakt ein und verkauft  ihm sein bezauberndes Lachen. Im Gegenzug geht nun für Timm nahezu jeder Wunsch in Erfüllung. Doch der Knabe merkt schon bald, dass er ohne sein einzigartiges Lachen ein anderer geworden ist. Deshalb setzt er alles daran, diese Eigenschaft, die alle Freunde so sehr an ihm schätzen, wieder zurückzugewinnen. Generell, aber besonders bei einem derartigen Projekt fällt dem Regisseur eine Schlüsselrolle zu.

In diesem Fall entschieden sich die Produzenten, die im Hintergrund die Fäden ziehen, für Andreas Dresen. Auf den ersten Blick ein gewagtes Unterfangen, denn Dresen gilt als Arthausregisseur, als Macher von preisgekrönten Sozialdramen wie “Halbe Treppe", “Wolke 9” oder “Halt auf freier Strecke”. Das empfiehlt ihn nicht unbedingt als Fachmann für großes, kommerziell orientiertes Family Entertainment.

Allerdings hat Dresen etwa mit dem wunderbar warmherzigen “Sommer vorm Balkon” schon bewiesen, dass er auch mit leichten komödiantischen Stoffen, die ein breites Publikum interessieren, umgehen kann. Ein weiteres Plus, das für eine Wiederbelebung der Timm Thaler-Geschichte spricht, ist die Besetzung. Zahlreiche Schauspieler, die in der aktuellen Adaption des Krüss-Romans auftauchen, haben schon in Dresen-Filmen brilliert, etwa Nadja Uhl

und Andreas Schmidt in dem gerade erwähnten “Sommer vorm Balkon”, Axel Prahl in “Willenbrock” und “Die Polizistin” oder Steffi Kühnert (“Wolke 9”, “Halt auf freier Strecke”). Doch mögen diese Nebendarsteller noch so gut sein, ein Werk steht und fällt stets mit dem Bösewicht - und in Justus von Dohnányi konnte man keinen Besseren für die Figur des Barons Lefuet (rückwärts gelesen; Teufel) finden.

Man denke nur an dessen Auftritte als Fiesling in “Das Experiment" oder “Der Untergang”. Aber auch bei der Wahl des Darstellers für die Titelrolle bewies man ein glückliches Händchen:

Arved Friese ist trotz seiner Jugend - er ist Jahrgang 2002 - schon ein alter Hase im Showbusiness, spielte Matthias Schweighöfers Sohn in “Der Nanny” und hat definitiv eines ganz gewiss - ein gewinnendes Lächeln. Das Schöne an der neuen “Timm Thaler"-Variante ist außerdem, dass Regisseur Andreas Dresen mit seinem Team das Berlin der 1930er Jahre wieder auferstehen ließ - ob Produktionsdesign oder Ausstattung, ob Maske oder Kostüme, als Zuschauer hat man stets das Gefühl, selbst mit Haut und Haaren in eine andere Epoche einzutauchen.

Und zu guter Letzt ist da noch die Message, die Botschaft, die der Film für das Publikum bereithält. Denn in turbulenten und unruhigen Zeiten wie diesen ist es doch immer wieder wohltuend zu hören, dass Freundschaft und menschliches Miteinander wichtiger sind als schnöder Mammon und materieller Wohlstand, und dass am Ende in jedem Fall das Gute über das Böse triumphieren wird. So darf man abschließend also durchaus behaupten, dass dieses “Aufwärmen" eines angestaubten Klassikers in jeder Hinsicht als geglückt bezeichnet werden darf.

Bilder: ddpImages (2), Constantin (5)