Brad Pitt nutzt seine Oscar-Rede für politischen Kommentar
Noch bevor er seinen Kindern dankte oder sich vor Quentin Tarantino verneigte, nutzte Brad Pitt eine der größten Bühnen der Welt, um einen Seitenhieb gegen Donald Trump loszuwerden - und einen Kommentar darüber, wie dessen Amtsenthebungsverfahren seiner Meinung nach hätte enden sollen.
Brad Pitt gehört zu den Abräumern der Preisverleihungs-Saison. Für seine Nebenrolle in Tarantinos “Once Upon a Time... in Hollywood” sackte er so gut wie jeden wichtigen Schauspielpreis ein und zeigte sich während seiner Reden bescheiden, entspannt und selbstironisch. Doch wie viele Stars in den Jahren vor ihm war er sich der Bühne bewusst, die der Oscar seinen Gewinnern bietet und konnte sich einen bissigen Kommentar über das erfolglose Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Trump nicht verkneifen.
“Mir wurde gesagt, dass ich nur 45 Sekunden hier oben habe, was 45 Sekunden mehr ist, als der Senat diese Woche John Bolton gegeben hat”, sagte Pitt. Dabei bezog er sich auf den ehemaligen Sicherheitsberater, der während des Verfahrens, das am Mittwoch mit einem Freispruch für Trump endete, nicht aussagen durfte. In seinem Buchmanuskript schildert Bolton, dass der Präsident ihn gedrängt habe, die Ukraine dazu zu überreden, Trumps politische Rivalen auszuspionieren.
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Nach Applaus und Jubelrufen aus dem Zuschauerraum fügte Pitt hinzu: “Vielleicht macht Quentin einen Film darüber, in dem am Ende die Erwachsenen das Richtige tun.” Tarantino, der bekannt dafür ist, in seinen Filmen wie “Inglourious Basterds” (in dem Hitler in die Luft gesprengt wird) und “Once Upon a Time... in Hollywood” (in dem das Attentat an Sharon Tate vereitelt wird) eine alternative Version der Geschichte zu erzählen, schmunzelte im Publikum.
Geteilte Meinungen auf Social Media
Nicht alle fanden Brad Pitts Kommentar jedoch zum Lachen. Während der Großteil des Oscar-Publikums, bestehend aus als überwiegend liberal geltenden Hollywood-Größen, applaudiert hatte, sorgte er in einem gespaltenen Land für freilich ebensolche Meinungen.
Brad Pitt set a hell of a tone in that speech. Well done.#Oscars
— Charlotte Clymer 🏳️🌈 (@cmclymer) February 10, 2020
Brad Pitt hat den perfekten Ton vorgegeben mit seiner Rede. Gut gemacht.
Brad Pitt really is that dude. He manages to be sentimental, shade the US Senate, shout out Butch & Sundance, and celebrate stunt performers, all in the same speech. And he gave one of the best performances of the year. Well deserved. #Oscars pic.twitter.com/Ezbw3Jas4S
— Jared Kozal (@jkozal) February 10, 2020
Brad Pitt ist ein Hammertyp. Er schafft es, sentimental zu sein, den Senat zu dissen, “Butch Cassidy and the Sundance Kid” zu erwähnen und Stuntleute zu feiern, alles in einer Rede. Und er hat eine der besten Darstellungen des Jahres abgeliefert. Wohlverdient.
I was a fan of Brad Pitt. Not anymore, after his speech receiving an Oscar. He said “I only have 45 seconds but that’s more time than the Senate gave John Bolton”. Brad we don’t need another Hollywood insider giving us his Democrat opinion. Take your trophy and go home.
— ken (@ken21246463) February 10, 2020
Ich war ein Fan von Brad Pitt. Jetzt nicht mehr. Brad, wir brauchen nicht noch einen Hollywood-Insider, der uns seine Demokraten-Meinung gibt. Nimm deinen Preis und geh nach Hause.
$20 down that brad pitt didn’t even know who john bolton was before this week https://t.co/PYmuNcuAXZ
— kaitlin (@thefactualprep) February 10, 2020
Ich wette 20 Dollar, dass Brad Pitt bis vor einer Woche nicht einmal wusste, wer John Bolton ist.
In bester Tradition
Mit seinem politischen Kommentar ist Brad Pitt allerdings in bester Tradition. Seit Jahrzehnten nutzen Oscar-Gewinner ihre Plattform, um auf gesellschaftliche und politische Themen aufmerksam zu machen, die ihnen am Herzen liegen.
Pitts “Once Upon a Time”-Co-Star Leonardo DiCaprio nutzte seinen Oscar für “The Revenant” 2016 hauptsächlich für einen eindringlichen Appell für Klimaschutz. Im Jahr zuvor sprach sich Patricia Arquette (“Boyhood”) für gleiche Bezahlung von männlichen und weiblichen Schauspielern aus.
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Richard Gere gewann 1993 nicht einmal selbst und nutzte die Bühne als Laudator, um Chinas Unterdrückung von Tibet zu verurteilen. Tim Robbins und Susan Sarandon verfuhren im gleichen Jahr ähnlich, als sie vor der Überreichung des Schnitt-Oscars den Umgang mit HIV-Infizierten kritisierten. Und unvergessen ist Marlon Brando, der das größte Statement abgab, indem er gar nicht erst zu den Oscars erschien. Stattdessen schickte er die Ureinwohnerin Sacheen Littlefeather, um den Umgang des Landes mit indigenen Völkern zu verurteilen.
Und Pitt war in diesem Jahr nicht alleine: Joaquin Phoenix, der für “Joker” als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde, sprach sich neben seinem Herzensthema, dem Tierschutz, für mehr Gerechtigkeit in allen Bereichen der Gesellschaft aus: “Ob wir über Geschlechterungleichheit sprechen oder Rassismus oder die Rechte von queeren Menschen oder indigenen Völkern oder Tieren, sprechen wir immer von einem Kampf gegen Ungerechtigkeit”, sagte er und zitierte dann seinen verstorbenen Bruder River Phoenix: “Lauft zur Hilfe mit Liebe und Friede wird folgen.”