Bosch will mit deutscher Chipfabrik globale Knappheit lindern

(Bloomberg) -- Die Robert Bosch GmbH eröffnet eine neue Fabrik für Halbleiter, die dazu beitragen soll, die aktuellen Lieferengpässe zu lindern. Das Eine-Milliarde-Euro-Projekt ist ein erster Schritt der Bemühungen von Europa, seine Abhängigkeit von Importen aus Asien und den USA zu reduzieren.

Die ersten in der Nähe von Dresden hergestellten Chips werden nächsten Monat in Elektrowerkzeugen verbaut und solche für Autoteile werde dort bereits ab September entstehen, drei Monate früher als geplant, sagte Bosch am Montag vor der Einweihung des Standorts. Kanzlerin Angela Merkel wird der Zeremonie virtuell beiwohnen.

„Eine schnelle Lösung gibt es nicht, denn der Hochlauf der Produktion braucht Zeit“, so Bosch-Vorstandsmitglied Harald Kröger in einem Telefoninterview. „Aber die neue Fabrik hilft, Kapazitäten anderswo freizusetzen – jeder Chip ist ein guter Chip.“

Engpässe bei der Lieferungen hatten bereits begonnen, die Herstellungsprozesse verschiedenster Branchen zu verzögern, bevor ein Brand in einer Fabrik in Japan und Winterstürme in Texas Anfang des Jahres die Knappheit weiter verschärften. Hersteller von Elektronik, Fahrzeugen und anderen Gütern wurden in Mitleidenschaft gezogen und die Anfälligkeit der globalen Lieferketten aufgezeigt. Die Europäische Union hat sich daher zum Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahrzehnts mindestens 20% des weltweiten Angebots nach Wert selbst herzustellen.

„Wenn eine große Region wie die EU nicht in der Lage ist, eigene Mikrochips herzustellen, dann fühle ich mich damit nicht wohl“, sagte Merkel letzten Monat auf einer Konferenz. „Wenn man eine Autonation ist, ist es wirklich nicht gut, wenn man die Hauptkomponente nicht produzieren kann.“

Das Werk in Dresden werde Kunden weltweit beliefern, sagte Kröger. Der Zulieferer erwartet, dass die weltweite Nachfrage nach Halbleitern in diesem Jahr um 11% steigen wird auf ein Marktvolumen von mehr als 400 Milliarden Euro.

Für Europa ist es extrem wichtig, ein Gegengewicht zur derzeit dominierenden Position asiatischer Chiphersteller zu schaffen, sagte Kröger, denn Komponenten aus Halbleitern übernehmen mittlerweile kritische Funktionen in Autos. Ausgeklügelte Fahrassistenzsysteme, Infotainment und elektrische Antriebsstränge verbreiten sich weiter und sind allesamt auf solche Bauteile angewiesen.

Neue Kapazitäten für Chips oder das Hochfahren der Produktion bestehender Anlagen ist komplex und zeitaufwändig. Drei Jahre nach dem ersten Spatenstich beschäftigt Bosch im hochautomatisierten Dresdener Werk rund 250 Mitarbeiter - letztendlich sollen es 700 werden. Der Standort ist so groß wie 14 Fußballfelder und kann 300-Millimeter-Silizium-Substratwafer mit Strukturbreiten von bis zu 65 Nanometer herstellen.

In seinem Werk in Reutlingen fertigt Bosch bereits 150- und 200-Millimeter-Wafer. In den kommenden Monaten will das Unternehmen rund 50 Millionen Euro investieren, um seine Reinraumanlagen dort für 200-Millimeter-Wafer zu erweitern, sagte Kröger.

Überschrift des Artikels im Original:Bosch Opens German Chip Factory to Help Relieve Global Shortage

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