“Winter’s Bone” – Eindrucksvolle Romanverfilmung

Worum es geht
Nach „True Grit" kommt erneut ein Film über ein starkes Mädchen mit einem unbeugsamen Willen in die Kinos. Ähnlich wie Mattie Ross begibt sich die 17-jährige Ree Dolly (Jennifer Lawrence) in „Winter's Bone" auf eine abenteuerliche Suche in einem gefährlichen Umfeld. Sie riskiert ihr Leben um ihren Vater zu finden. Der Winter steht ins Haus und das Familienoberhaupt verschwindet. Er hinterlässt eine Familie, die den täglichen Kampf ums Überleben führt. Nicht wissend was es am Abend zu essen geben wird, kaum Feuerholz um sich gegen die klirrende Kälte zu wehren und keinerlei Aussicht auf eine Änderung. Der Vater weg, die Mutter krank und antriebslos und zwei kleine Geschwister, die versorgt und erzogen werden müssen - das ist die aussichtslose Situation, in der die junge Ree es dennoch schafft, Kraft und Hoffnung zu schöpfen und den Vater in seiner Rolle zu ersetzten. Als das junge Mädchen erfährt, dass ihr Vater das letzte Gut der Familie - das Haus - als Kaution ausgesetzt hat, sieht sie nur eine Rettung: sie muss ihn finden. Die Suche führt sie durch die korrupte Gemeinde von Missouri, voller Lügen, Gewalt und eigenen Gesetzen. Eine düstere Welt, in der ein 17-jähriges Mädchen nicht gefahrlos eindringen kann...


Milieuabbild mittels Romanvorlage

Kraftvoll und bewegend zieht „Winter's Bone" den Zuschauer in die Unterschicht Amerikas. Hinein in eine Gemeinde von Südmissouri. Der Film zeigt ein Milieu verarmter Familien, in der gewisse Rangordnungen herrschen und gebrannter Alkohol, Methamphetamin und Arbeitslosigkeit das Leben bestimmen. „Winter's Bone" ist ein naturalistisches Drama, beruhend auf der Romanvorlage von Daniel Woodrell. Gemeinsam mit dem Autor des gleichnamigen literarischen Werkes, erkundete die Regisseurin Debra Granik die Ozarks in Südmissouri - Handlungsort des Romans. Sie wollte das dort vorherrschende soziale Milieu in all seinen Facetten kennenlernen - um ein authentisches Abbild dieses Geflechts aus jahrhundertealten Lügen und Gewalt zu schaffen. Gedreht wurde ausschließlich an Originalschauplätzen, in Originalkleidung. Die Schauspieler trugen die alten, ausgetragenen Kleidungsstücke der Einheimischen, die im Gegenzug neue aus der Kostümabteilung bekamen. Verstärkt wird die hohe Authentizität durch die Sprache und den Einsatz einer „Red One"- Digitalkamera, die auch ein den nebligen Wäldern der Ozark-Landschaften hochauflösende Bilder lieferte. 100 Minuten Kino, die den Zuschauer glauben lassen, sie wären selbst vor Ort.


Sundance Film Festival 2010 - Bester Film, Bestes Drehbuch
„Winter's Bone" wurde beim „Sundance Film Festival 2010" gleich zweifach ausgezeichnet. Der Preis des „Independent Cinemas" verhalf schon einigen unabhängigen Produktionen zum Durchbruch und mit Sicherheit wird „Winter's Bone" schon bald in aller Munde sein. Der Film ist vielerlei eine Überraschung: zum einen dringt er tief in das „White Trash" ein und liefert so ein authentisches Milieuabbild, zum anderen zeigt er gleichermaßen eine Kritik am amerikanischen System: Die Verpflichtung fürs Militär als einziger - ungewollter, aber unvermeidbarer - Ausweg. Die 17-jährige Ree kämpft auf der einen Seite gegen das Geflecht aus Lügen und Gewalt, um an Informationen über den Aufenthaltsort ihres Vaters zu kommen und andererseits um das Überleben von ihr und ihrer Familie. Kein Geld, kaum Essen, kaum Feuerholz und keine Aussicht auf ein Einkommen, sieht das starke Mädchen keinen anderen Weg als ihre Familie zu verlassen und sich dem Militär zu verpflichten. Für viele der letzte Hoffnungsschimmer, denn wer den Vertrag unterzeichnet, bekommt eine hohe Summe ausgezahlt.


Jennifer Lawrence - Überraschungskandidatin

Die 17-jährige Ree, die versucht, das Wenige, das der Familie geblieben ist, zu retten, wird gespielt von der 20-Jährigen Jennifer Lawrence - die Überraschungskandidatin der Oscars. Die Rolle in dem Sozial-Drama „Winter's Bone" brachte ihr eine Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein - absolut verdient! Glaubwürdig, stark und mit viel Können spielt sie die Tochter des untergetauchten Vaters. Ree ist eine komplexe Figur - einerseits kümmert sie sich liebevoll um ihre Mutter und Geschwister und andererseits ist sie die toughe Tochter, die sich in einer korrupten Männerwelt durchschlägt. Beide Seiten spielt Jennifer absolut authentisch und eindrucksvoll - das ist hohe Schauspielkunst. Lawrence ist das neue Talent am Schauspielhimmel: seit sechs Jahren arbeitet sie als Schauspielerin, ganz ohne eine professionelle Ausbildung. Jennifer Lawrence - ein Name, den wir bald öfter hören werden.


Freunde des anspruchsvollen Films
„Winter's Bone" ist wahrlich keine leichte Kost und schon gar nichts für schwache Nerven. Das naturalistische Sozial-Drama von Debra Granik geht unter die Haut. Zum einen aufgrund des absolut authentischen Abbilds der alltäglichen Überlebenskämpfe der amerikanischen Unterschicht in Missouri und zum anderen durch ein Mädchen, dass aus dem Kleinsten Hoffnung schöpft, obwohl alles um sie herum zusammenzubrechen droht. Ein gelungener Film des unabhängigen Kinos für Freunde des anspruchsvollen Films - angereichert mit wundervollen Bildern und Thriller-Elementen.

Bilder:Ascot Elite Filmverleih