„Victoria“: Thriller mit Laia Costa

Eine echte Meisterleistung: Sebastian Schippers „Victoria“ besteht aus nur einer einzigen Plansequenz. In den rasanten 140 Minuten gibt es keinen Schnitt, auch keinen ausgeklügelten Griff in die Trickkiste. Das Drehbuch umfasste gerade einmal zwölf Seiten – und trotzdem ist der Film voller Perfektion, Atmosphäre und einer Handlung, die einem den Atem stocken lässt.

Eine Spanierin in Berlin: Victoria (Laia Costa) ist noch ganz neu in der Stadt, als sie vor einem Club auf Sonne (Frederick Lau), Boxer (Franz Rogowski), Blinker (Burak Yigit) und Fuß (Max Mauff) trifft. Die vier zwielichtigen Typen haben sich für die Nacht etwas Besonderes vorgenommen. Sie wollen eine Bank überfallen und mit dem ergaunerten Geld ihre Schulden bei dem Gangster Andi (André M. Hennicke) begleichen.

Es gibt nur ein Problem: Die Jungs sind bereits ziemlich betrunken. Da kommt ihnen die Bekanntschaft mit der charmanten und toughen Spanierin gerade recht. Schließlich überreden sie Victoria den geklauten Fluchtwagen nach dem Überfall zu fahren. Eh sich Victoria versieht, steckt sie mitten in der Nacht auch mitten im tiefsten Verbrecher-Schlamassel.

Kaum kommt Victoria in Berlin an, gerät sie in einen Banküberfall. (Bild: Senator Filmverleih)
Kaum kommt Victoria in Berlin an, gerät sie in einen Banküberfall. (Bild: Senator Filmverleih)


Was für ein Marathon! Bevor Sebastian Schipper seinen Mammut-Film tatsächlich drehte, probte er drei Monate lang mit dem gesamten Cast den Ablauf. Drei Mal ließ er die Geschichte in Gänze von seinem norwegischen Kameramann Sturla Brandth Grøvlen aufnehmen. Doch die Dialoge wurden – trotz der ausgiebigen Vorbereitung - zum großen Teil improvisiert. Genau aus dieser Unverfälschtheit heraus, entspinnt sich auch die einzigartige Magie von „Victoria“.    

Faszinierende Leinwandpräsenz: Neben Laia Costa und Frederick Lau stellt sich Berlin als dritter Hauptcharakter in den Vordergrund. Letztlich ist „Victoria“ Sebastian Schippers Liebeserklärung an seine Wahlheimat (in der er seit 15 Jahren wohnt) geworden – eine hingebungsvolle Umarmung an das nächtliche, chaotische, bedrohliche und immer vor Leben sprühende Berlin.