“Twilight”-Filme – Heimlich gucken oder offen zugeben?

Seit dem Erscheinen des ersten Buchs der Vampir-Romanze "Twilight" im Jahr 2005 geht die Manie um. Nun kommt der erste Teil des letzten Films dazu ins Kino, "Bis(s) zum Ende der Nacht". Während die einen sich auf Romantik freuen, fürchten die anderen: Jetzt wird es absurd.

Seit Wochen öffentlich auf den neuesten "Twilight"-Film "Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)" hinfiebern, oder am Premierentag mit verschämtem Blick ins Kino schleichen - das ist die Frage, die die Zuschauer der Vampir-Romanze in zwei Lager spaltet. Denn während Mädchen und auch einige Jungs im Alter zwischen ungefähr neun und 15 Jahren sich seit Wochen auf den Kinostart freuen, der in Deutschland am 24. November ist, vor Postern der Stars schmachten und sich am reichhaltigen Fanartikel-Angebot bedienen, gibt es für etwas ältere Semester ein Problem: Darf ich zugeben, "Twilight" zu gucken, oder mache ich es besser heimlich?

"Klar, eigentlich wissen wir alle, dass die Geschichte vollkommen bescheuert ist, aber was soll's", sagt die 28 Jahre alte Londonerin Kate. Unterhaltsam sei es trotzdem. Sie hat auch alle vier Bücher gelesen. Und ist in ihrer Altersklasse nicht allein damit.

Seit dem Erscheinen des ersten "Twilight"-Romans im Jahr 2005, der auf Deutsch den Titel "Bis(s) zum Morgengrauen" trägt, geht die Vampir-Sucht um. Befeuert wurde sie durch die Verfilmungen, die seit 2008 laufen. US-Autorin Stephenie Meyer hat eine uralte Geschichte für eine neue Zeit verpackt. Das Mädchen Bella verliebt sich auf der Highschool in ihren geheimnisvollen und offensichtlich ebenfalls interessierten Mitschüler Edward. Nach einigem Hin und Her stellt sich heraus, dass er ein Vampir ist.

Allerdings darf Edward Bella auf keinen Fall körperlich zu nahe kommen - denn dann könnte er die Beherrschung verlieren und zubeißen. Bella will unbedingt auch Vampir werden, um für immer mit ihm zusammen sein zu können. Das will ihr bester Freund Jacob verhindern. Dabei hat er gute Chancen, denn wenn er sauer ist, verwandelt er sich praktischerweise in einen Werwolf - den Erzfeind des Vampirclans um Edward.

Anders als im Buch - Regisseur fügt geheime Szene ein

Wie auch bei der "Harry Potter"-Reihe wurde der letzte Romanteil für die Leinwand in zwei Episoden gesplittet. Premiere in Los Angeles ist am 14. November, in Großbritannien läuft er am 18. November an. In Berlin ist am selben Tag die Deutschland-Premiere geplant.

Wie schon in den Büchern stellt Teil I von "Bis(s) zum Ende der Nacht" eine besondere Herausforderung dar - denn ging es bis dahin noch halbwegs konventionell zu, entwickelt sich nun eine Tendenz ins Absurde. Darf man im Kinositz dahinschmelzen, wenn Edward und Bella blutjung vor den Traualtar treten? Sollte man spätestens dann peinlich berührt sein, wenn Bella mit einer Mensch-Vampir-Mischung schwanger wird - selbstverständlich brav nach der Eheschließung? Ob man lieber lachen oder weinen will, kann jede(r) für sich entscheiden.

Unzählige Analysen haben auseinandergenommen, warum die Vampirgeschichte vor allem junge Mädchen und Frauen so sehr anspricht. Ergebnis dabei oft: Sie stecken weiterhin viel zu häufig in stereotypen Schubladen fest und warten so wie Bella auf den starken Mann, der sie rettet. Die Filme könnten dies noch fördern, heißt es von Experten. Auch der mormonische Hintergrund von Autorin Stephenie Meyer wurde oft kritisiert. Mit ihrer Verherrlichung der sexuellen Zurückhaltung und dem Mythos der einzigen und ewigen Liebe beeinflusse sie ihre jungen Leser zu sehr. Doch dem Erfolg hat das keinen Abbruch getan.

"Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)" - Erste Bilder

Den Schauspielern, die die Romanfiguren im Film verkörpern, hat die Hollywood-Superproduktion neben Millioneneinnahmen eine gigantische Fangemeinde auf der ganzen Welt gebracht. Der 25 Jahre alte Brite Robert Pattinson, der Edward spielt, war vorher kaum bekannt. So ging es auch Jacob-Darsteller Taylor Lautner (19). Genau wie Kristen Stewart (21), die Bella verkörpert, haben sie sich mittlerweile auch in anderen Filmen versucht, zum Teil an der Seite etablierter älterer Kollegen. Der große Durchbruch außerhalb der Vampirwelt aber blieb bislang aus. Ob sie sich vom Teenie-Star weiterentwicklen können, bleibt also noch abzuwarten. Im allerletzten "Twilight"-Teil, der im November 2012 ins Kino kommen soll, werden sie jedenfalls nochmal dabei sein.