Rooney Mara in „Side Effects“ und warum wir sie lieben

Was ist an der Schauspielerin Rooney Mara so toll? Warum gehen manche Leute nur wegen ihr ins Kino? Warum wollen die Meisterregisseure alle mit ihr Filme machen, von Spike Jonze über David Fincher bis hin zum Großkünstler Terrence Malick?

Bevor wir jetzt irgendwelche komplizierten, an den Haaren herbeigezogenen Erklärungen dafür suchen, warum die 28-jährige Rooney Mara so geliebt wird – sagen wir doch einfach mal, schön blöd, konkret und simpel: Es liegt an ihren Augenbrauen! An diesen haselnussbraunen, breit geschwungenen Pinselstrichen über ihren Pupillen (Augenfarbe: grün), die im ersten Moment so streng wirken. Ernst, ein bisschen an der Welt leidend, aber nicht humorlos oder depressiv. Rooney Maras Augenbrauen geben ihrem Gesicht etwas entspannt Fatalistisches. Etwas Kluges, Klares: eine Frau, die sich keine Illusionen macht. Und die es sich leisten kann, ein wenig geheimnisvoll zu sein. Unergründlich.

So wie in den absolut grandiosen Szenen, die sie 2010 im Facebook-Film „The Social Network“ spielte. Eigentlich eine kleine Rolle, als Mark Zuckerbergs Freundin, die am Anfang der Geschichte mit ihm Schluss macht. Später in der Handlung treffen die zwei sich noch einmal in einem Restaurant. Und wie Rooney Mara dem Film-Exfreund da mit einem wunderbaren, unnachahmlichen Augenbrauenblick klarmacht, dass ihr einerseits alles sehr leid tut und er sich andererseits bitteschön verpissen soll – das ist kaum zu überbieten.

Rooney Mara und Jesse Eisenberg in "The Social Netiwork". (Bild: ddp)
Rooney Mara und Jesse Eisenberg in "The Social Netiwork". (Bild: ddp)

Oder jetzt, in Steven Soderberghs neuem Thriller „Side Effects“, der am 25. April in die Kinos kommt: Da ist Rooney Mara als Psychopharmaka-Opfer zu sehen, im Halbdunkel der legalen Drogen. Muss sich gegen den Vorwurf wehren, ihren Ehemann heimtückisch ermordet zu haben. Ob die Tat nur der Nebenwirkung eines gefährlichen Medikamentes zuzuschreiben ist oder ein böser Plan war: In ihren Augen wird man das bestimmt nicht ablesen können. Ohne sie wäre der Film nicht mal halb so spannend.

Ihr größter Erfolg, das muss man allerdings zugeben, hatte rein gar nichts mit Augenbrauen zu tun. Weil die hellblond gefärbt und gar nicht sichtbar waren, als Rooney Mara in der Stieg-Larsson-Verfilmung „Verblendung“ Lisbeth Salander spielte, die Hacker-Motorradfahrerinnen-„Fuck you“-Ikone. Noch so eine extrem zeitgemäße Figur, hin- und hergerissen zwischen Härte und Gefühl, Schmerz und Power. Fans des schwedischen Originalfilms bemängelten, Mara wäre in der Rolle nicht unerbittlich genug gewesen. Genau deshalb war sie die bessere Lisbeth.

Original vs. Remake – was taugt die Hollywood-Version von “Verblendung”

Rooney Mara als Lisbeth in "The Girl with the Dragon Tattoo". (Bild: ddp)
Rooney Mara als Lisbeth in "The Girl with the Dragon Tattoo". (Bild: ddp)

„Wenn ich etwas mache, dann nur, wenn ich hundertprozentig sicher bin, dass ich es am Ende auch hinbekomme“, hat Rooney Mara mal gesagt. Klingt wenig draufgängerisch, eher verunsichert – aber es passt zu den Charakteren, die sie spielt. Und zu ihrem Werdegang: Geboren in der Nähe von New York als Tochter eines großen Football-Funktionärs, studierte sie erst mal Soziologie und Psychologie. Rutschte dann mehr zufällig in die Schauspielerei, gedrängelt von ihrer älteren Schwester Kate, die man aus Serien wie „24“ oder „House Of Cards“ kennt. Die erste große Rolle spielte Rooney Mara 2010 in der Neuverfilmung des Freddy-Krüger-Horrorfilms „Nightmare On Elm Street“. Ein Trash-Ding, aber endlich fiel sie auf.

Jede Generation hat mindestens eine Schauspielerin, die nicht klassisch sexy ist, aber umso besser die Widersprüche repräsentiert, diese Mischung aus Abgründigkeit und Sehnsucht nach Glück, Zweifel und Hoffnung, die so typisch ist fürs Leben in der Gegenwart. Audrey Hepburn, in den Achtzigern Molly Ringwald, in den Neunzigern Winona Ryder – für uns ist es Rooney Mara. Eine Frau, in der wir nicht die nervige Hollywood-Happiness erkennen, sondern etwas Echtes, Kompliziertes. Etwas, das mit uns selbst zu tun haben könnte. Auch wenn das – wie immer im Kino – am Ende wieder nur ein Trugbild ist.

Wir werden sie jedenfalls oft sehen in nächster Zeit: erst mal in „Side Effects“, dann bald mit Ryan Gosling und Christian Bale im neuen, noch unbetitelten Terrence-Malick-Opus, dann in „Her“ von Spike Jonze. Und irgendwann in naher Zukunft auch wieder als Lisbeth Salander, im zweiten Teil der Larsson-Trilogie. Die Unsicherheit, ob sie das auch wirklich kann, was sie da tut, müsste eigentlich längst verschwunden sein. Dass Rooney Maras zerbrochener Zauber trotzdem spürbar bleibt, davon gehen wir mal aus.

Piercings und Drinks – Rooney Maras Einsatz für die Rolle der Lisbeth Salander