„Boyhood“ – Coming-of-Age-Film mit Ethan Hawke und Patricia Arquette

Seine Vorliebe für Langzeitprojekte hat US-Regisseur Richard Linklater mit „Before Sunrise“ und den zwei Nachfolgern unter Beweis gestellt. Nun setzt er noch eins drauf: Für seinen Coming-of-Age-Film „Boyhood“ hat sich Linklater ganze zwölf Jahre Zeit gelassen.

Wenn im Kino ein Kind zu einem jungen Erwachsenen heranreift, kommen gut und gern zwei bis drei Schauspieler unterschiedlichen Alters zum Einsatz. Die sich bestenfalls entfernt ähnlich sehen. Linklater umschifft dieses Glaubwürdigkeitsproblem auf so simple wie irrwitzige Weise: Er hat seinen Hauptdarsteller Ellar Coltrane einfach vor der Kamera aufwachsen lassen.
2002 haben die Dreharbeiten zu „Boyhood“ in Texas begonnen, 2013 fiel die letzte Klappe. Dazwischen entstand ein außergewöhnlicher Film, der über fast drei Stunden Laufzeit unaufgeregt und mit angenehmer Diskretion die ganze Geschichte einer komplexen Kindheit erzählt.

Richard Linklater freut sich über den Silbernen Bären bei der Berlinale 2014 (Bild: Getty Images)
Richard Linklater freut sich über den Silbernen Bären bei der Berlinale 2014 (Bild: Getty Images)

Zu Beginn ist Mason (Coltrane) sechs Jahre alt und ein eher in sich gekehrter Junge, der seiner quirligen größeren Schwester Samantha (gespielt von Richard Linklaters Tochter Lorelei) gern das Rampenlicht überlässt. Mutter Olivia (Patricia Arquette) ist alleinerziehend und beginnt ein Studium, um ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten zu können. Dann besinnt sich eines Tages auch plötzlich wieder Mason senior (Ethan Hawke) seiner Vaterpflichten und nimmt stärker Anteil am Leben seiner Kinder.

In den folgenden zwölf Jahren durchläuft Mason alle Stadien des Erwachsenwerdens. Linklater interessiert sich jedoch weniger für den ersten Joint oder den ersten Kuss, sondern mehr für die ganz alltäglichen, aber dennoch prägenden Momente. Die Geduld und der Wagemut des Filmemachers wurden belohnt: Bei der diesjährigen Berlinale erhielt er den Silbernen Bären für die beste Regie.