Berlinale Tag 1: Eröffnung und Berlinackte am Potsdamer Platz

Festival-Direktor Dieter Kosslick und Jury-Präsident Wong Kar Wai haben die 63. Berlinale feierlich eröffnet. Berlin steht jetzt ganz offiziell Kopf und vor allem Schlange an den Ticket-Boxen und am roten Teppich. Neben rund 400 Filmen, die es im Berlinale-Programm zu gucken gilt, ist auch das Promi-Watching ein Muss für jeden Besucher der Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Möge der elftägige Filmmarathon beginnen:

Die Jury der 63. Berlinale vor der ersten Pressekonferenz. (Bild: Getty Images)
Die Jury der 63. Berlinale vor der ersten Pressekonferenz. (Bild: Getty Images)


„Es geht um die alte Idee, Kino könne die Welt verändern“

Wie in jedem Jahr ist der erste obligatorische Pressetermin der Berlinale die Pressekonferenz der internationalen Jury. Susanne Bier, Tim Robbins, Shirin Neshat, Athina Rachel Tsangari, Andreas Dresen, Ellen Kuras und der Jury-Vorsitzende Wong Kar Wai kamen am Vormittag bestens gelaunt zu ihrem ersten offiziellen „Arbeitstag“. „Wir sind hier, um Filmen zu dienen, nicht um sie zu bewerten“, so der Präsident des Gremiums, das über Vergabe der Goldenen und Silbernen Bären entscheidet. Die Jury ändert sich in jedem Jahr, doch eine Frage bleibt immer gleich: Worauf schaut die Jury bei den Wettbewerbsfilmen und wie werden sie die nächsten zehn Tage arbeiten? Alle freuen sich darauf zehn Tage lang Filme aus aller Welt zu sehen. Andreas Dresen ist besonders glücklich darüber, dass viele osteuropäische Filme im Wettbewerb der 63. Berlinale stehen. „Es geht um die alte Idee, Kino könne die Welt verändern“, so Athina Rachel Tsangari. Daher wolle die Jury auf das Positive der Filme schauen und nicht die negativen Dinge hervorheben. Im Anschluss soll es in der Jury-Diskussion daher lediglich um die herausragenden Elemente gehen. Wir sind gespannt, wer sich am 17. Februar 2013 über einen Bären freuen darf.

Überblick – Diese Filme stehen im Wettbewerb der 63. Berlinale

"The Grandmaster" (Original: Yi dai zong shi). (Bild: Berlinale)
"The Grandmaster" (Original: Yi dai zong shi). (Bild: Berlinale)

Martial-Arts an der Spree

„The Grandmaster“ – Wong Kar Wais Martial-Arts-Drama - war der erste Film, der auf der diesjährigen Berlinale gezeigt wurde. Ein Eröffnungsfilm voller Melancholie und bildgewaltiger Kampfszenen, die nicht selten an Mann-gegen-Mann-Szenen aus der Matrix-Trilogie erinnern. Regisseur Wong Kar Wai ließ sich für seinen Film von der Lebensgeschichte des legendären Kampfmeisters Ip Man inspirieren, dem Mentor von Bruce Lee. In den Hauptrollen brillieren Tony Leung („Gefahr und Begierde“) und Zhang Ziyi („Die Geisha“). Schauplatz ist China Mitte der 1930er Jahre. Vor dem Hintergrund von Kriegswirren und japanischer Besatzung treffen die Kampfkunst-Meister Ip Man (Leung) und Gong Er (Ziyi) aufeinander - er aus dem Süden, sie aus dem Norden des Landes. Ein Spiel um Ehre, Liebe, Begehren, Verrat und Rache beginnt. Im Vordergrund stehen die großartig inszenierten Kampfszenen. „The Grandmaster“ besticht vor allem mit seiner Liebe zum Detail. Jeder Bewegungsablauf ist bis zur Vollendung choreografiert und teilweise durch Zeitlupe akzentuiert. Ebenso langsam wird teilweise die Handlung vorangetrieben. Ein Kritikpunkt, den man berauscht von den ausgeklügelten Kampfeinlagen, prächtigen Kostümen, feinsten Bildkompositionen und kongenialem Musikeinsatz fast ausblenden kann.

Schneeweißchen und "Rosarot" auf dem roten Teppich
Pünktlich zur ersten Ankunft der Gäste auf dem Roten Teppich vor dem Berlinale Palast legte sich Frau Holle richtig ins Zeug. Was wäre auch ein Filmfest in Berlin ohne Schnee und frierende Stars in langen glamourösen Roben? Während sich Anke Engelke als Moderatorin der Eröffnungsgala für eine schlichte Schwarz-Weiß-Kombi entschied, war das Publikum etwas farbenfroher gekleidet. Teilweise erinnerte der Dresscode an eine Märchenstunde mit Schneeweißchen und ... ähm... Rosarot:

Märchenhafte Roben: Nora von Waldstätten, Nadja Uhl und Nina Hoss. (Bilder: Getty Images)
Märchenhafte Roben: Nora von Waldstätten, Nadja Uhl und Nina Hoss. (Bilder: Getty Images)

Der Starauflauf am ersten Tag war gewohnt gewaltig, wenn auch die großen Überraschungen ausblieben. Einzig Jane Fonda gab sich neben den gewohnten Stars und Sternchen die Ehre. Doch kein Grund zur Panik. Es liegen noch viele Berlinale-Tage vor uns, an denen wir uns auf Anne Hathaway, Joseph Gordon-Levitt, Matt Damon, Emma Stone und viele weitere Hollywood-Größen freuen dürfen.

Frauenrechtsgruppe Femen protestiert nackt bei Berlinale. (Bild: Getty Images)
Frauenrechtsgruppe Femen protestiert nackt bei Berlinale. (Bild: Getty Images)


Die ersten Berlinackten

Während die Gäste der Eröffnungsgala am Berlinale Palast ankamen, zogen sich vier Frauen am Rande des roten Teppichs aus. Mit gemalten Schriftzügen auf dem Oberkörper kletterten sie über die Absperrung, um vor den Kameras gegen die weibliche Genitalverstümmelung zu protestierten. Bei den Berlinackten handelt es sich um Mitglieder der ukrainischen Frauenrechtsgruppe Femen, die schon bald ein Büro in Berlin eröffnen will. Laut einem Sprecher der Polizei seien die jungen Frauen kurzfristig in Polizeigewahrsam gekommen, Platzverbot inklusive. Und so haben wir auch schon am ersten Tag den ersten Skandal. Die größten Skandale aus 63 Jahre Berlinale sehen Sie hier.