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EM-Sensation: "Ich habe das ganze Land im Stich gelassen"

Titelverteidiger Slowenien ist bei der Basketball-EM nach Fehlstart und Aufholjagd sensationell im Viertelfinale ausgeschieden.

Das Team um NBA-Star Luka Doncic unterlag dem krassen Außenseiter Polen in Berlin mit 87:90 (39:58). Erstmals seit 2009 scheiterte ein Europameister so früh, damals hatte es Russland erwischt.

Damit ist im Halbfinale nach dem Aus von Serbien mit NBA-MVP Nikola Jokic (Denver Nuggets) und Griechenland mit Giannis Antetokounmpo (Milwaukee Bucks) in Slowenien mit Doncic (Dallas Mavericks) das dritte Schwergewicht nicht dabei.

Doncic gab an, während der EM mit einigen (gesundheitlichen) Problemen gekämpft zu haben - betonte aber auch: „Heute habe ich furchtbar gespielt. Ich habe mein Team im Stich gelassen. Ich habe das ganze Land, das uns unterstützt hat, im Stich gelassen.“

Auch Klemen Prepelic fand deutliche Worte nach der Partie. „Es tut uns auf jeden Fall Leid. Es macht wahrscheinlich keinen Sinn, mit einem heißen Kopf etwas zu sagen. Das muss analysiert werden“, sagte er und fügte an, „wir haben dieses Jahr schon so viele Spiele gegen zweitklassige Mannschaften verloren – gegen Finnland, gegen Bosnien, jetzt gegen Polen. Wir haben wir einfach nichts aus diesen Niederlagen gelernt. Es ist eine Schande.“

Slowenien Trainer lobt zweite Halbzeit

Die Slowenen enttäuschten bis zur Pause auf ganzer Linie. Stark aufspielende Polen, in der Vorrunde von Finnland (59:89) und Serbien (69:96) überrollt, führten zeitweise mit 23 Punkten.

Dann steigerte sich der Favorit und drehte im dritten Viertel (24:6) das Spiel, doch die Polen um ihren besten Werfer Mateusz Ponitka (26 Punkte) schlugen zurück.

„Ich muss diese zweite Halbzeit hervorheben, wenn wir die ganze Zeit über schlechte Dinge reden. Das dritte Viertel war wirklich fantastisch, in gewisser Weise haben wir uns vielleicht etwas entspannt, als wir in Führung gegangen sind, was die Polen wieder ausgenutzt haben“, erklärte Trainer Aleksander Sekulic.

Letzte Aktion des Spiels führt zu Diskussionen

Doncic (14 Punkte) musste drei Minuten vor Schluss nach dem fünften Foul vom Feld. Darüber wurde nach dem Spiel allerdings nicht mehr gesprochen. Vielmehr ging es um die letzte Szene des Spiels. Beim Stand von 90:87 für Polen hatte Slowenien noch gut sieben Sekunden auf der Uhr und trieb den Ball nach vorne. Ein polnischer Spieler attackierte den Ballführer, der einen Notwurf von der Mittellinie abgab - und keinen Foulpfiff bekam.

Per Günther, der das Spiel bei Magenta Sport als Experte verfolgte, sagte nach dem Match klar: „Für mich ist es ein Foul. In jeder anderen Situation des Spiels ist es ein Foul. Aber ich glaube, wenn er passt, bekommt er das Foul. Dadurch, dass er noch wirft, sieht es etwas nach Getrickse aus. Aber wenn man den Gegenspieler so kreuzt, ist das ein Foul.“

Auch Jaka Blazic war nach dem Spiel überzeugt, dass es ein Foul war. „Ich war daneben. Für mich war es ein Foul, aber nicht für die Schiedsrichter.“ Er räumte allerdings auch ein: „Zu dieser Situation wird es wohl viele Meinungen geben.“

Auf polnischer Seite überwog naturgemäß die Freude über den Halbfinaleinzug. „Das ist ein Riesensieg. Ich kann es nicht glauben“, suchte A.J. Slaughter nach Worten und fügte hinzu: „Die letzten vierzig Sekunden fühlten sich wie eine Ewigkeit an. Aber wir glaubten daran, dass wir das Spiel gewinnen können. Wir hatten einen guten Matchplan und irgendwie haben wir es geschafft.“

Italien meckert über Schiedsrichterleistung

In die Vorschlussrunde wäre auch Italien gerne eingezogen. Aber nach der Überraschung gegen Goldkandidat Serbien sind die Südeuropäer bei der Basketball-EM im Viertelfinale auf bittere Art und Weise ausgeschieden.

Das Team von Trainer Gianmarco Pozzecco unterlag Deutschlands Gruppengegner Frankreich in Berlin mit 85:93 (77:77, 31:38) nach Verlängerung. Die Franzosen treffen damit im Halbfinale am Freitag auf Polen. (SERVICE: Alle Spiele der Basketball-EM im SPORT1-Liveticker)

Doch auch hier standen nach dem Spiel aus italienischer Sicht die Schiedsrichter im Fokus. Italiens Power Forward Nicolo Melli sagte nach dem Match bei Magenta Sport: „Ich habe in meiner Karriere nie über die Schiedsrichter geredet. Das werde ich heute auch nicht machen“, um dann aber doch deutlich zu werden. „Aber ich glaube, die FIBA muss etwas machen. Nicht wegen unserem Spiel. Es passieren zu viele große Fehler.“

Dabei betonte der 31-Jährige, der von 2015 bis 2017 bei den Brose Bamberg in der BBL aktiv war, dass er nicht nur das Spiel gegen Frankreich meine, sondern sich diese Fehler durch das ganze Turnier ziehen. „So viele haben gesagt, dass das das Turnier mit dem meisten Talent ist. Wir müssen dann einfach das Beste haben. Als Spieler, als Organisation und als Schiedsrichter. Nur so können wir das beste Turnier haben.“ (NEWS: Alles zur Basketball-EM)

Italien unterliegt nach Overtime-Krimi

Der frühere Berliner Simone Fontecchio, Neuzugang von NBA-Klub Utah Jazz, war gemeinsam mit Marco Spissu (je 21 Punkte) bester Werfer der Italiener, ließ aber in der Schlussphase der regulären Spielzeit mit zwei vergebenen Versuchen von der Freiwurflinie und einem weiteren Fehlwurf die Chance zur Entscheidung liegen.

In der Overtime machten dann die Franzosen um Topscorer Thomas Heurtel (20 Punkte) vor 6324 Zuschauern den Sprung ins Halbfinale klar. (SERVICE: Das sind die größten Stars der Basketball-EM)

Am Sonntag hatten die Italiener Vize-Europameister Serbien um NBA-MVP Nikola Jokic (Denver Nuggets) unerwartet im Achtelfinale ausgeschaltet (94:86).

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mit Sport Informationsdienst SID