Besessene Helden, schweigende Götter: Die Kinostarts im März

Die geschichtsträchtige Oscar-Verleihung 2017 ist vorbei, es wird Zeit, sich der neuen Kinosaison zuzuwenden. Auch im Monat März gibt es das eine oder andere Kinojuwel zu entdecken. Welche Filme sich besonders lohnen, erfahrt ihr in der Slideshow.

“Logan – The Wolverine” dürfte für Fans der Comicverfilmungen ein besonderer Beitrag zum “X-Men”-Franchise sein. Denn Hauptdarsteller Hugh Jackman verabschiedet sich mit diesem Film von seiner Paraderolle. Der Schauspieler ist seit 2000 insgesamt neun Mal als Logan alias Wolverine zu sehen. Neben drei stand-alone-Filmen und dem originalen “X-Men”-Franchise spielt er den Mutanten auch in der Reboot-Trilogie, bestehend aus “X-Men: Erste Entscheidung”, “X-Men: Zukunft ist Vergangenheit” und “X-Men: Apocalypse”. “Logan – The Wolverine” ist die düsterste Interpretation des Charakters. Darin ist der mächtige Held früherer Tage ein körperliches und psychisches Wrack. Wir schreiben das Jahr 2029, die Welt ist ein Scherbenhaufen und die Mutanten sind beinahe alle vom Erdboden verschwunden. Doch einen Auftrag muss Wolverine noch erledigen: eine junge Mutantin an einen sicheren Ort bringen. (Kinostart: 2. März 2017, Bild: 20th Century Fox)

Martin Scorseses Herzensprojekt “Silence” ist der größte Verlierer bei der diesjährigen Oscarverleihung. Nicht nur hat die Academy das großartige Drama des Meisterregisseurs nahezu komplett ignoriert. Der Film ging selbst bei der einzigen Nominierung (beste Kamera) leer aus. Zu unrecht, denn die Verfilmung des Romans “Schweigen” von Shusaku Endo gehört zu den tiefgründigsten Auseinandersetzungen mit den Themen Glaube und Religion. Die zentrale Frage des Films klingt schon im Titel an: Wie kann der Mensch an Gott glauben, wenn dieser so viel Leid und Elend duldet? Ist das Schweigen Gottes womöglich ein Beweis dafür, dass es diesen gar nicht gibt? (Kinostart: 2. März 2017, Bild: Concorde Filmverleih)

Der neue Film der Independent-Regisseurin Kelly Reichardt erzählt die Geschichten vierer Frauen, die alle ein einsames Leben an der Nahtstelle zwischen Tradition und Moderne im Westen der USA führen. Damit klingt das Drama an Reichardts “Meek’s Cutoff” an. In dem ebenso meisterhaften wie ungewöhnlichen Western erzählt die Filmemacherin vom harten Überlebenskampf einer Frau im Wilden Westen, dem Kreuzpunkt zwischen Zivilisation und Wildnis. Weiteres verbindendes Element beider Filme ist Michelle Williams, die hier wie da die Hauptrolle spielt. (Kinostart: 2. März 2017, Bild: Peripher Filmverleih)

Barry Jenkins’ “Moonlight” ist die große Sensation des Kinojahres 2016. Das Coming-of-Age-Drama sorgt nicht nur bei der geschichtsträchtigen Oscarverleihung im Februar dieses Jahres für Aufsehen. Jenkins erzählt in drei Episoden aus drei entscheidenden Phasen im Leben eines jungen Mannes. Als Kind leidet Chiron alias “Little” an der Verwahrlosung seiner drogenabhängigen Mutter, in einem Drogendealer findet er eine Art Ersatzvater. Als Jugendlicher droht er den Halt im Leben zu verlieren. Zu schaffen macht ihm neben seiner Außenseiterrolle in der Schule auch die Entdeckung seiner Homosexualität. Die dritte Episode zeigt ihn als gescheiterten jungen Mann, der nach einem Gefängnisaufenthalt die Laufbahn eines Kriminellen eingeschlagen hat. (Kinostart: 9. März 2017, Bild: DCM)

Längst hat Disney eine weitere Erfolgsformel für sich entdeckt: die Neuverfilmung eigener Zeichentrick-Klassiker in Form von Realfilmen. Nach “Cinderella” und “Das Dschungelbuch” war es nur eine Frage der Zeit, bis auch “Die Schöne und das Biest” in neuem Gewand in die Kinos kommt. Immerhin gehört der Zeichentrickfilm zu den beliebtesten von Hollywoods Märchenschmiede. In der Neufassung ist Emma Watson in die Rolle der schönen Belle geschlüpft. Dan Stevens spielt das Ungeheuer, hinter dessen abstoßenden Fassade ein schöner Prinz schlummert. (Kinostart: 16. März 2017, Bild: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany)

Ein hochkarätig besetztes Science-Fiction-Spektakel, das seine Spannung auf engstem Raum entfaltet. Ryan Reynolds, Jake Gyllenhaal und Rebecca Ferguson spielen Mitglieder einer sechsköpfigen Besatzungscrew auf der internationalen Raumstation, die bei einer Marsmission auf einen einzelligen Organismus stoßen. Endlich haben die Forscher den Beweis für die Existenz außerirdischen Lebens erbracht. Als das erste Crew-Mitglied von dem Organismus getötet wird, wird allen klar: Das Ding aus dem All ist nicht so primitiv, wie sie angenommen hatten. Es beginnt für sie ein Kampf um Leben und Tod. (Kinostart: 23. März 2017, Bild: Sony Pictures)

15 Jahre nachdem Stefan und Kai mit ihrem etwas anderen Pizza-Lieferservice “Lammbock” für Wirbel sorgten, führt das Schicksal die beiden Chaoten wieder zusammen. Stefan hat es mit den Jahren nach Dubai verschlagen, wo er eine Geschäftsfrau heiraten will. Kai lebt mehr oder weniger glücklich mit seiner Freundin und ihrem Sohn zusammen. Sein Asia-Restaurant namens “Lommbock” läuft mehr schlecht als recht. Als Stefan wegen seiner Geburtsurkunde nach Deutschland kommt, treffen sich die beiden Freunde wieder. Es dauert nicht lange, bis deren Leben wieder auf dem Kopf steht. Mit “Lommbock” hat Christian Zübert eine solide Fortsetzung seines Kultfilms “Lammbock” gedreht. Ob die Komödie ähnlich hohe Wellen schlagen wird wie der Vorgänger, bleibt abzuwarten. Sollte der Film floppen, an den wunderbaren Hauptdarstellern Lucas Gregorowicz und Moritz Bleibtreu würde es nicht liegen (Kinostart: 23. März 2017, Bild: Wild Bunch).

In seinem meisterhaften Biopic erzählt James Gray (“The Immigrant”) die Geschichte eines Besessenen. Percy Fawcett ist Offizier der britischen Armee, in der Gesellschaft ist er und seine junge Familie allerdings nicht sonderlich geachtet. Eine Chance auf soziale Anerkennung sieht er, als ihm die Royal Geographic Society den Auftrag erteilt, unerschlossenes Gebiet in Südamerika zu vermessen. Bei seiner Expedition in den Dschungel am Amazonas stößt er mit seinem Team auf die Spuren einer untergegangenen Zivilisation. Seine Kollegen in England kann er mit seinen Funden aus der versunkenen Stadt “Z” nicht gerade begeistern. Die zivilisierten Gesellschaften wollen nichts davon wissen, dass die Barbaren in Südamerika ein intelligentes Volk ist (Kinostart: 30. März 2017, Bild: StudioCanal Germany).

Der etwas andere Flüchtlingsfilm. Der finnische Meister des trockenen Humors, Aki Kaurismäki, erzählt in seiner neuen Tragikomödie von einem syrischen Flüchtling, der über Umwege in Finnland landet. Es wird für ihn nicht das Ende einer lebensgefährlichen Flucht sein, sondern der Beginn einer absurden wie aberwitzigen Odyssee. Zum Glück gibt es in dem skandinavischen Land einige sonderbaren Kautze, die sich in unserer immer kälter werdenden Welt noch ein bisschen menschliche Wärme bewahrt haben. “Die andere Seite der Hoffnung” wurde auf der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet. (Kinostart: 30. März 2017, Bild: Pandora Film)