"Die Berlinale ist doch das größte, was wir haben"

Martin Neuhaus als "Gabis" Ehemann

Wenn auf der Berlinale Michael Fetter Nathanskys Film "Gabi" läuft, ist auch Martin Neuhaus (41) darin zu sehen. Im Interview mit spot on news erklärt der Schauspieler, Sänger und Regisseur, was ihm das bedeutet.

Die Titelfigur in "Gabi" ist eine Fliesenlegerin aus Brandenburg, die mit ihrem Azubi ein Rollenspiel inszeniert. Sie spielen ihren untreuen Ehemann. Was ist das Besondere an diesem Film?

Martin Neuhaus: Das ist ein schöner, ein fast stiller Film über die Suche nach Sprache, wenn man eigentlich schon sprachlos ist. Ich verletze meine Frau, gehe fremd, obwohl ich eigentlich alles richtig machen will - aber es ist schon alles egal. Man lebt so vor sich hin und hat sich eigentlich verloren. Das hat ja jeder schon mal erlebt. Über ihren Lehrling findet sie wieder zurück zu ihren Gefühlen - und das ist dann auch das Ende unserer Beziehung. Vielleicht gehen ja die Gefühle immer verloren, wenn die Sprache verloren geht.

Gabi ist auch eine besondere Titelfigur, eine Frau mit Muskeln, die auf dem Bau arbeitet. Brauchen Kino und Fernsehen mehr Heldinnen abseits der Schönheitsideale Hollywoods?

Neuhaus: Ja klaro! Mir fehlen die echten kantigen Menschen sehr. Oftmals wirken Besetzungen eher mutlos mit den immer wiederkehrenden Gesichtern. Aber wir brauchen mehr Kanten, mit denen sich die Zuschauer auch wirklich identifizieren können.

Was bedeutet für Sie die Berlinale?

Neuhaus: Na, ich hatte schon ein paar Filme auf Festivals, aber die Berlinale ist doch das größte, was wir haben. Ich bin total aufgeregt und glücklich, dass hier ein Film mit mir läuft! Und Berlinale heißt ja auch Filme schauen, alte Kumpels wiedersehen und feiern. Ich guck mir zum Beispiel "Der junge Karl Marx" an.

Bei der Berlinale geht es auch um Glanz und Glamour, Stars wie Hugh Jackman und Catherine Deneuve werden erwartet. Gibt es einen internationalen Star, der Sie besonders beeindruckt und den Sie gerne mal treffen würden?

Neuhaus: Richard Gere ist ja deswegen auch grad in Berlin. Ich finde toll, wie er sich für den Tibet einsetzt. Ich persönlich hätte sehr gern mal Manfred Krug getroffen. Er war auch ein bisschen mein Vorbild. Das habe ich nun leider verpasst.

Mit "T2" läuft auch die Fortsetzung von "Trainspotting" in Berlin. Welcher Streifen braucht Ihrer Meinung nach unbedingt noch eine Fortsetzung, welcher nicht?

Neuhaus: Ich brauche alle paar Jahre meinen "James Bond". Beim letzten habe ich mich schon ewig vorher mit meinen Kumpels verabredet. Das war dann ein richtiges Fest. Den "Hobbit" fand ich zum Beispiel nicht so toll wie die "Herr der Ringe"-Filme. Den hätte es nicht gebraucht. Da war ich ein bisschen enttäuscht. Oder hatte zu viel erwartet.

Die Oscars stehen an, für Deutschland geht "Toni Erdmann" ins Rennen. Haben Sie den Film gesehen und verfolgen Sie die Preisverleihung?

Neuhaus: "Toni Erdmann" habe ich gesehen. Ein abgefahren toller und schräger Film. Ich drück die Daumen! Letztes Jahr habe ich mir die komplette Preisverleihung angesehen, weil mein ehemaliger Mitbewohner und Studienfreund Urs Rechn bei dem ungarischen Film "Son of Soul" eine Hauptrolle hatte. Sie haben dann den Oscar geholt. Daumendrücken hat geholfen...

Sie haben auch schon in etlichen Serien mitgewirkt. Am Vorabend sind die "Rosenheim-Cops" die Quotenkönige. Was hat die Serie, dass sie sich seit so vielen Jahren so großer Beliebtheit erfreut?

Neuhaus: Serien wie die "Rosenheim-Cops" haben treue Fans, was ein großes Geschenk ist. Leider werden die Fans zusammen mit der Serie nicht jünger. Letztendlich ist es Geschmackssache und vieles verändert sich da gerade. Inhaltlich und auch was die Sehgewohnheiten angeht. Ich gucke zum Beispiel nur noch im Netz. Von den deutschen Sachen fand ich die Serie "Weissensee" wirklich toll. Das hatte viel mit mir zu tun und es wäre spannend zu sehen, wie das nach der Wendezeit weiter erzählt wird. Vielleicht bin ich ja dann mit dabei...

Was steht bei Ihnen in den kommenden Monaten an Projekten an?

Neuhaus: In dem Film "Es wird Tote geben" bin ich bald neben Axel Prahl und Armin Rohde zu sehen. Im März steht erst einmal eine "Soko Wismar" an und ich bin fest in einer Serie, die ich leider noch nicht nennen darf und die im Sommer gedreht wird. Aber vor allem habe ich mein Theaterherz wiedergefunden, was mich gerade sehr glücklich macht. Wer mag, kann mich am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin besuchen. Wir haben da diese Spielzeit einen großen Neustart hingelegt und da wollte ich - als halber Mecklenburger - natürlich dabei sein.

Foto(s): Clara Rosenthal