Berlinale 2016: Goldener Bär für Flüchtlings-Doku

"Fuocoammare"-Regisseur Gianfranco Rosi zeigt stolz seinen Goldenen Bären

An der Flüchtlingskrise führte auch für die Jury der Berlinale kein Weg vorbei. Mit dem Goldenen Bären verliehen die Juroren um Hollywood-Star Meryl Streep den Hauptpreis an den italienischen Dokumentarfilm "Fuocoammare" ("Feuer auf See"), der auf drastische Weise die Lage der Flüchtlinge auf Lampedusa zeigt. Damit siegte zum ersten Mal seit 60 Jahren eine Dokumentation im Hauptwettbewerb. Regisseur Gianfranco Rosi ließ es sich nicht nehmen, jedem Juror einzeln die Hand zu schütteln. In seiner bewegenden Ansprache gedachte er auch all jener, die die Reise nach Lampedusa nicht überlebten.

Der Große Preis der Jury ging an "Smrt u Sarajevu" ("Tod in Sarajevo") des bosnischen Regisseurs Danis Tanovic. Den Alfred-Bauer-Preis für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet, gewann das achtstündige Experimental-Epos "Hele Sa Hiwagang Hapis" ("Ein Schlaflied an das kummervolle Geheimnis") über den philippinischen Befreiungskrieg von 1869. Regisseur Lav Díaz scherzte bei der Annahme des Preises, dass er eigentlich 40 Stunden brauche, um sich bei allem Unterstützern zu bedanken, fasste sich dann zur Abwechslung aber doch lieber kurz.

Den Silbernen Bären für die beste Regie bekam Mia Hansen-Løve für die Französisch-Deutsche Koproduktion "L'avenir" ("Zukunft"). Mit dem Silbernen Bären für die beste Darstellerin wurde die Dänin Trine Dyrholm für "Kollektivet" ("Die Kommune") ausgezeichnet, bester Darsteller wurde der Tunesier Majd Mastoura für "Hedi". Über den Silbernen Bären für das beste Drehbuch freute sich der polnische Filmemacher Tomasz Wasilewski für "Zjednoczone stany milosci" ("Die Vereinigten Staaten der Liebe"), mit dem Silbernen Bären für eine herausragende künstlerische Leistung wurde der Taiwanese Mark Lee Ping Bin für die Kameraarbeit in "Chang Jiang Tu" ("Gegenströmung") gewürdigt. Der einzige deutsche Film im Wettbewerb, "24 Stunden", ging leer aus.

Foto(s): ddp images