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Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

Wer geglaubt hatte, die Beziehungen zwischen Russland und den USA würden nach dem ersten Treffen der beiden Präsidenten Wladimir Putin und Donald Trump weniger kompliziert werden, wurde schon wenige Minuten nach Ende des russisch-amerikanischen Gipfels auf dem G20-Gipfel in Hamburg eines Besseren belehrt.

Während US-Außenminister berichtete, Trump habe sich bei Putin in deutlichen Worten über die Einmischung russischer Hacker im letzten US-Wahlkampf beschwert, rückte sein Kollege Sergei Lawrow das Thema in ein anderes Licht. Der US-Präsident habe Putins Versicherung akzeptiert, dass an den Vorwürfen nichts dran sei, betonte Lawrow.

Dieser kleine Kampf um die Lufthoheit in der öffentlichen Wahrnehmung zeigt, dass es noch ein weiter Weg ist, bis Amerika und Russland wieder vertrauensvoll zusammenarbeiten. Das gilt auch für die überraschend vereinbarte Waffenruhe in Syrien. Es gab bereits mehrere solcher Absprachen, die sich dann jedoch innerhalb kurzer Zeit in Luft aufgelöst haben. Das größte Hindernis für eine politische Lösung des Bürgerkriegs in Syrien ist und bleibt der dortige Diktator Bashar al-Assad. Die USA wollen Assad so schnell wie möglich in die Wüste schicken, Putin will ihn so lange wie möglich an der Macht halten.

Auch im Fall Nordkoreas liegen Schein und Sein weiter auseinander. Tillerson sprach davon, dass die USA und Russland gegenüber dem nordkoreanischen Diktator Kim Yong-Un grundsätzlich die gleiche Politik verfolgten. Das ist bestenfalls reines Wunschdenken und schlimmstenfalls eine Selbsttäuschung. Russland hat genau wie China kein Interesse daran, den amerikanischen Einfluss auf der koreanischen Halbinsel zu vergrößern. Genau das wäre jedoch die Folge, wenn Kims Regime in Pjöngjang unter internationalem Druck zusammenbricht. Bislang konnten sich Moskau und Washington noch nicht einmal darauf einigen, ob Kim vergangene Woche erfolgreich eine Interkontinentalrakete getestet haben oder nicht.

Dass das erste Gespräch zwischen Putin und Trump so lange und harmonisch verlief, ist erst mal ein gutes Zeichen. Auch für den Rest der Welt. Niemand nutzt es, wenn die Spannungen zwischen den beiden Großmächten weiter zunehmen. Vorsicht ist jedoch geboten. Mit Trump hatten die letzten vier US-Präsidenten jeweils ein „gutes“ erstes Gespräch mit dem Alleinherrscher im Kreml. Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama wurden von Putin bitter enttäuscht.