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Beauty weltweit: Ein Model mit Down-Syndrom ist erst der Anfang - die Beauty-Industrie entdeckt Inklusion

Ob dünn, ob dick, ob schmal, ob breit, lang oder kurz: Die Schönheitsindustrie wird inklusiver. Foto: Symbolbild / gettyimages / Delmaine Donson
Ob dünn, ob dick, ob schmal, ob breit, lang oder kurz: Die Schönheitsindustrie wird inklusiver. Foto: Symbolbild / gettyimages / Delmaine Donson

Die Schönheitsindustrie wird inklusiver. Produkte bedienen eine breite Kundschaft, Models repräsentieren eine diverse Gesellschaft. Eine langsame Entwicklung, aber sie ist zu spüren.

Kate Grant ist 20 Jahre alt, sie kommt aus Nordirland und hat eine Vorliebe für Kosmetik und Mode. Wie viele Frauen in ihrem Alter. Sie hat einen Instagram-Account, auf dem sie Bilder veröffentlicht, wie sie sich schminkt. Das hat ihr vor kurzem einen Modelvertrag eingebracht. Als Gesicht der Kampagne „Roller Liner“ des Kosmetik-Herstellers Benefit. Sie hat auch das Down-Syndrom, bekannt als Trisomie 21. Von dem Gendefekt betroffene Menschen haben oftmals geistige und körperliche Einschränkungen. Was Menschen mit der angeborenen Behinderung für die Kosmetikindustrie bislang uninteressant machte – als Kunden und als Models.

Mit dem britischen Ableger von Benefit beschreitet jetzt eine große Marke, sie bietet ihre Artikel in über 2.000 Geschäften in 30 verschiedenen Ländern an, neue Wege. Sie wirbt mit Grant für Inklusion und gegen Ausgrenzung – und öffnet die Schönheitsindustrie vor allem in Großbritannien ein wenig mehr für die natürliche Vielfalt der Menschen. Ein wichtiger Schritt weg von tradierten Modelklischees und einer Branche, die Produkte lange Zeit nur für einen kleinen Teil der Gesellschaft herstellte: jung, dünn, weiblich, weiß. Ein Schritt, den die Branche weltweit geht.

Sie ebnet den Weg für alle, die ihr folgen

In einem Youtube-Clip etwa ist Grant seit einigen Wochen eine der vier „Wing Women“ der Benefit-Kampagne. Neben „Nina the Diva“, „Fab-U-Lois“ und „Amma time!“ ist sie „Catwalk Kate“. In ihrer kurzen Szene ist sie bei einem Shooting zu sehen und präsentiert den Eyeliner. Im Gespräch mit dem britischen Magazin Metro sagte Grants Mutter Deidre nun: „Kate ebnet den Weg für alle, die auf sie folgen werden. Ihr ist bewusst, dass sie Verantwortung übernimmt, die einige ihrer Freunde nicht tragen können. Sie möchte das Bewusstsein schärfen, für die Integration von Menschen mit Behinderungen.“

Doch nicht nur Handicaps spielen mittlerweile eine Rolle im Beauty-Segment. Zahlreiche Bewegungen und Trends zeigen, dass die Schönheitsindustrie diverser wird. Vermutlich nicht zuletzt, weil eine größere Produktpalette und eine breitere Kundschaft auch wirtschaftlich erfolgversprechend sind. Das bewies zuerst Rihanna mit ihrer Serie „Fenty Beauty“, darin finden Nutzer 40 verschiedene Grundierungen für ihren entsprechenden Hautton. Von porzellanweiß bis hin zu einem sehr dunklen Teint. Eine solches Farb-Spektrum gab es schlicht nicht. Vor allem Menschen mit dunkler Haut hatten davor kaum Möglichkeiten, sich akkurat zu schminken. Es ist eine kleine Veränderung, aber bereits hier beginnt Inklusion.

Beauty unaltered – ein Schritt hin zu mehr Natürlichkeit

Ein weiterer Trend ist der Fokus auf Natürlichkeit. Der Pharmaproduzent „CVS“ nutzt seit vergangenem Jahr in Schönheitsreklamen keine digital nachbearbeiteten Bilder mehr. Der Sinn dahinter: Keine hochglänzenden Photoshop-Models, die komplett-retuschiert von Plakaten lächeln. Das Unternehmen ändert nicht mehr die natürliche Körperform oder -größe, verändert nicht die Proportionen, glättet nicht die Haut, lässt die Augen nicht mehr künstlich erstrahlen oder Falten verschwinden. „Beauty unaltered“ – ursprüngliche Schönheit, damit sich mehr Menschen wiedererkennen.

Schwer zu glauben, aber erst im vergangenen Jahr warb das erste Mal ein Start-Up für Rasierer mit haarigen Models. Das Unternehmen heißt „Billie“, die Kampagne „Project Body Hair“ und sie zeigte Schamhaare, Oberlippenflaum und Liebespfade, das sind die Haare vom Bauchnabel abwärts. Denn rasieren sei eine persönliche Entscheidung, sagte Georgina Gooley, eine Mitgründerin im Gespräch mit Glamour. „Niemand sollte Frauen vorschreiben, was sie mit ihren Haaren anstellen solle. Wir alle haben Haare. Manche rasieren sie weg, andere tragen sie voller Stolz. Für keine Entscheidung müssen wir uns rechtfertigen.“ Wenig später war Billie ausverkauft.

Botschafter, die mehr Diversität einbringen

Mit Ashley Graham hat die Beautybranche kürzlich ein lautstarkes Model im Plus-Size-Segment gewonnen. Sie sagt: „Ich hoffe und kämpfe dafür, dass es in den nächsten zehn Jahren keine Diskussion mehr darüber gibt: Schönheit steht über dem Taillenumfang.“ Oder Amy Deama, deren Haut aufgrund der Erkrankung Vitiligo kuhfleckig hell und dunkel ist. Oder Maye Musk, die mit mittlerweile 70 Jahren ein bekanntes Model ist. Beide arbeiten für „CoverGirl“, das sich große Mühe gibt, ein realistischeres Abbild der Gesellschaft mit der Wahl ihrer Markenbotschafter zu zeichnen.

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11.02.18 #KKWBODY

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Und nicht zu vergessen: Kim Kardashian, die ihr Parfüm KKW in eine Miniatur ihres operiert-optimierten Körpers füllt und das Fläschchen auch mit selbigem bewarb. Bei einer Neuauflage aber Frauen in den Vordergrund rückte, die weitaus mehr Rundungen hatten, mit Dehnungsstreifen und Cellulite. Für diese Inklusion „normaler“ Körper durch Kardashian und ihrer enorme Reichweite, erntete sie viel Beifall in den Sozialen Medien.