Die Autohersteller statten ihre Fahrzeuge mit immer neuen Assistenzsystemen aus. Doch eine aktuelle Studie zeigt: Die Autofahrer sind skeptisch.

Das Warnsystem blinkt, der Volvo piept – und fährt dennoch mit hoher Geschwindigkeit in das Auto vor ihm. Der Auffahrunfall passiert auf dem Testgelände des Tüv in Aldenhoven. Zu Schaden kommt niemand – doch das Beispiel zeigt: Die automatische Notbremsung des Volvo, die solche Auffahrunfälle eigentlich verhindern soll, ist noch nicht ausgereift.

Sie funktioniert derzeit nur bis Tempo 50, und selbst dann hält der Wagen nur wenige Zentimeter vor der Stoßstange des Crashtest-Dummys. Bei nasser Fahrbahn verschlechtert sich die Performance zusätzlich.

Hersteller wie Volvo, Mercedes, BMW oder VW aber auch Tesla und Google forschen mit Hochdruck am autonomen Fahren. Schon heute sind Serienautos mit einer Reihe halb- und vollautomatischer Fahrassistenzsysteme ausgestattet. Doch Technologien wie die wenig ausgereifte automatische Notbremsung tragen dazu bei, dass viele Autofahrer das autonome Fahren nach wie vor skeptisch sehen.

Das bestätigt auch eine Studie, die der Tüv Rheinland am Donnerstag vorgestellt hat. Demnach sind Autofahrer in Deutschland, China und den USA davon überzeugt, dass die Sicherheit im Straßenverkehr mit der zunehmenden Automatisierung von Fahrzeugen abnimmt. In der repräsentativen Studie befragte der Tüv jeweils 1000 Personen online in den USA, China und Deutschland. Grundsätzlich glauben die Befragten zwar, dass zusätzliche Technik zu weniger Unfällen führt. Doch je automatisierter das Auto wird, desto stärker zweifeln die Autofahrer und verlieren das Vertrauen in die Technik.

In allen drei Ländern ist die Mehrheit der Befragten der Meinung, dass es dem Menschen durchgängig möglich sein muss, im Notfall selbst das Steuer zu übernehmen. Auf die eigenen Fähigkeiten ist ihrer Meinung nach mehr Verlass, als auf die des Autos. Dem gegenüber stellt der Tüv die Häufigste Ursache für Unfälle: Menschliches Versagen.

Laut Erhebung des Statistischen Bundesamts von 2016 entstanden über 350.000 Unfälle durch Fehlverhalten der Fahrer. Nur 3.586 Unfälle wurden durch technisches Versagen verschuldet. Matthias Schubert, Vorsitzender des Tüv Rheinland, will Nutzer mit diesen Fakten von autonomen Autos überzeugen: „Es gibt ganz klar das Bedürfnis nach einer Kontrollinstanz in der Welt des autonomen Fahrens“, sagt er. „Diese Rolle wollen wir übernehmen und durch Aufklärung und Transparenz mehr Vertrauen beim Autofahrer auslösen.“

Doch wie weit der Weg bis zum autonomen Fahren noch ist, wird auf dem Testgelände des Tüv bei einem VW Passat CC deutlich: Das Forschungsfahrzeug des Instituts für Kraftfahrzeuge der RWTH Aachen braucht zwei Fahrer: Sebastian Klaudt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts als Absicherung hinterm Steuer und einen Programmierer, der für die Software verantwortlich ist, das den Wagen lenkt. Und die streikt mitunter noch: „Die Fußgängererfassung funktioniert bei diesem Programm noch nicht. Aber da arbeiten wir gerade dran,“ erklärt Klaudt.

Zwar meistert der Passat souverän die Teststrecke, ohne dass Klaudt am Lenkrad eingreifen muss. Doch bis solche Testwagen alltagstauglich werden, wird es wohl noch etwas dauern: „Es ist wirklich wichtig, dass wir uns um die Absicherung Gedanken machen, damit die Fahrzeuge keine Gefahr darstellen“, sagt Klaudt. „Die Autonomie wird schrittweise in die Fahrzeuge kommen – die Menschen müssen sich schließlich auch erstmal daran gewöhnen.“

Gewöhnen müssen sich die Autofahrer auch daran, dass sie ihre Daten den Autoherstellern preisgeben müssen. Die Tüv-Studie zeigt: Viele Befragte bewegt auch die Sicherheit ihrer Daten. Vor allem in Deutschland und den USA empfinden mehr als zwei Drittel die neuen Fahrzeugtechnologien als Gefährdung ihrer Privatsphäre. Eine richtige Lösung für das Problem hat Tüv-Rheinland-Chef Schubert nicht: „Wir sind grade in der Testphase, in der verschiedene Technologien ausprobiert werden.“

Auch das Risiko der Cyberkriminalität will Schubert durch geschützte Systeme und abgesicherte Datenwege verringern. Der Zugriff auf das Fahrzeug von außen beunruhigt 64 Prozent der Befragten aus Deutschland und China, in den USA sind es etwas mehr als die Hälfte der Fahrer.

Auch das Risiko eines Hackerangriffs führt dazu, dass es selbst in komplett autonomen Autos weiterhin die Möglichkeit geben muss, als Fahrer eingreifen zu können. Zudem fährt die Software mithilfe von einprogrammierten Karten. Abgelegene Gebiete oder unbefestigte Straßen sind darin nicht enthalten. Auch hier wird weiterhin der Fahrer das Steuer übernehmen müssen.