Trier: Mann rast mit Auto in Fußgängerzone - mehrere Tote
Ein Mann hat mit einem Auto in Trier mehrere Menschen überfahren und mindestens fünf getötet, darunter ein neun Monate altes Kleinkind. Das teilte die Polizei am Dienstagabend mit. Mehrere Menschen wurden teils schwer verletzt, wie viele, blieb zunächst unklar. Hinweise auf einen politischen Hintergrund lagen zunächst nicht vor.
Bei dem Vorfall sind vier Menschen im Alter zwischen 9 Monaten und 73 Jahren getötet worden. Zu den Opfern zählen neben einem neun Monate alten Baby und einer 73-jährigen Frau auch eine 25 Jahre alte Frau und ein 45 Jahre alter Mann aus Trier, sagte der Trierer Polizeivizepräsident Franz-Dieter Ankner am Dienstag. Die Mutter des Babys liegt den Behördenangaben zufolge im Krankenhaus.
Am Abend erlag dann eine fünfte Person ihren Verletzung, wie die Polizei bei Twitter bestätigte.
#Update
Wir können bestätigen:
⏹️5 Tote, darunter ein Kleinkind
⏹️Mehrere teilweise schwer Verletzte
⏹️51-jähriger Tatverdächtiger festgenommen#TR0112 #WirSindTrier— Polizei Trier (@PolizeiTrier) December 1, 2020
51-jähriger Deutscher festgenommen
Nach bisherigen Erkenntnissen sei der Tatverdächtige um 13.45 Uhr aus Richtung Basilika kommend über den Hauptmarkt in Richtung Porta Nigra. "Das Fahrzeug erfasste mehrere Passanten", teilte die Polizei mit.
Bereits zwei Minuten später, um 13.47 Uhr ging bei der Trierer Polizei der erste Notruf ein. Kurz darauf seien viele weiter Notrufe eingegangen. Bei dem tatverdächtigen 51-Jährigen handelt es sich um einen in Trier geborenen Bürger, der im Kreis Trier-Saarburg lebte. Nach Informationen der Staatsanwaltschaft Trier lebte der Mann in den vergangenen vier Tagen nicht in einer Wohnung, sondern hauste in seinem Wagen.
Nach Einschätzung des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz (SPD) sei der Fahrer gezielt vorgegangen. Er sei "Zickzacklinien" gefahren, um gezielt Leid zuzufügen, sagte der Minister am Dienstag in Trier. Das sei in ganz schlimmem Maße geschehen.
Ermittlung wegen des Verdachts des mehrfachen Mordes
Beamte hatten unmittelbar nach der Tat am Mittag den 51-Jährigen festgenommen und den Wagen sichergestellt. Der Fahrer des Wagens saß nach derzeitigem Ermittlungsstand alleine im Fahrzeug. “Der Tatverdächtige ist in der Vergangenheit noch nicht polizeilich in Erscheinung getreten”, teilte die Polizei mit.
Gegen ihn werde nun unter anderem wegen des Verdachts des mehrfachen Mordes ermittelt, wie die Polizei Trier bei Twitter bekanntgab.
Die Staatsanwaltschaft #Trier leitet die Ermittlungen wegen des Verdachts des vierfachen Mordes, mehrfachen Mordversuchs und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung gegen den 51-Jährigen. #Pressekonferenz #TR0112
— Polizei Trier (@PolizeiTrier) December 1, 2020
"Es war einfach nur schrecklich"
Die Hintergründe, warum der Fahrer in die Fußgängerzone fuhr, blieben zunächst unklar. Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) sprach im Interview mit dem SWR von einem "Amokfahrer in der Innenstadt". Es habe bis zu 15 Verletzte gegeben. Augenzeugen berichteten, dass Menschen durch die Luft geschleudert worden seien. "Es war einfach nur schrecklich." Er habe einen Kinderschuh auf der Straße liegen sehen. "Das Mädchen dazu ist tot", sagte Leibe unter Tränen.
Ein Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften war im Einsatz. Der ADAC schickte Rettungshubschrauber. Große Teile der Innenstadt waren abgesperrt. Nach der Festnahme bestehe keine Gefahr mehr für die Bevölkerung, teilte die Polizei mit.
Tatverdächtiger hatte 1,4 Promille
"Die Befragung des Verdächtigen läuft", sagte ein Sprecher der Polizei bei einem Statement am Dienstag. Zum Motiv des Mannes könne man noch nichts sagen. Die Ermittlungen müssten sauber geführt werden, sagte der Innenminister von Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz.
Peter Fritzen von der Staatsanwaltschaft Trier gab auf der Pressekonferenz am Dienstagabend bekannt, dass der 51-Jährige zuletzt unter psychischen Problemen gelitten haben soll. Unmittelbar nach der Tat wurde bei dem Tatverdächtigen ein Atemalkoholwert von 1,4 Promille festgestellt.
Polizei bietet Upload-Möglichkeit für Bilder und Videos an
Die Polizei Trier bittet Augenzeugen keine Bilder und Videos des Vorfalls in den Sozialen Medien zu verbreiten und bietet eine Upload-Möglichkeit für Zeugenaufnahmen und eine Hinweis-Hotline an.
BITTE TEILT KEINE BILDER UND VIDEOS AUS #TRIER!
Wir geben gleich eine Möglichkeit zum Upload der Videos und Bilder an uns bekannt! #TR0112— Polizei Trier (@PolizeiTrier) December 1, 2020
Wichtig:
Hinweise bitte nicht per PM an uns!
Wir richten gerade ein Hinweistelefon und einen Upload für Video und Bilder ein! #TR0112— Polizei Trier (@PolizeiTrier) December 1, 2020
Merkel: "Nachrichten aus Trier machen mich sehr traurig"
Nach dem tödlichen Vorfall in Trier hat Kanzlerin Angela Merkel (CDU) den Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl ausgedrückt. "Die Nachrichten aus Trier machen mich sehr traurig", heißt es in einer Stellungnahme der Kanzlerin, die Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag via Twitter veröffentlichte. "Meine Anteilnahme gilt den Angehörigen der Menschen, die so jäh und gewaltsam aus dem Leben gerissen wurden. Ich denke aber auch an diejenigen, die zum Teil schwere Verletzungen erlitten haben und wünsche ihnen viel Kraft."
Kanzlerin #Merkel: "Die Nachrichten aus #Trier machen mich sehr traurig." pic.twitter.com/M96K13zX75
— Steffen Seibert (@RegSprecher) December 1, 2020
Feuerwehrchef: Rund 300 Retter in Trier im Einsatz
Nach der tödlichen Autofahrt eines Mannes durch die Trierer Innenstadt sind rund 300 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdiensten und anderen Hilfsorganisationen im Einsatz gewesen. Der Einsatz habe vom Ablauf her sehr gut funktioniert, die Opfer hätten rasch versorgt werden könnten, berichtete der Leiter der Berufsfeuerwehr Trier, Andreas Kirchartz, am Dienstag. Die Kliniken in der Stadt hätten sofort auf Notfallbetrieb umgeschaltet, die Patienten hätten unmittelbar dorthin gebracht werden können. Innenminister Roger Lewentz (SPD) sagte, dass außerdem rund 450 Polizisten im Einsatz waren.
Trierer Bischof lädt nach tödlichem Vorfall zu Gebet in Dom ein
Nach dem tödlichen Vorfall hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann zum gemeinsamen Gebet in den Dom der Stadt eingeladen. "Ich bin zutiefst schockiert über die Amokfahrt, die quasi vor unserer Haustür passiert ist", sagte Ackermann am Dienstag. Am Abend (20.00 Uhr) solle für die Opfer, ihre Angehörigen, für die Einsatz- und Rettungskräfte und alle, die von diesem schrecklichen Vorfall betroffen seien, gebetet werden. Auch Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger des Bistums seien im Einsatz. Am Abend (20.00) sollten zudem die Totenglocken in allen Trierer Kirchen läuten.
Mit Material von: dpa