Wie Sie mit arroganten Kollegen umgehen sollten

Das Grimm-Märchen „König Drosselbart“ beginnt folgendermaßen: „Ein König hatte eine Tochter, die war über alle Maßen schön, aber dabei so stolz und übermütig, dass ihr kein Freier gut genug war.“

Der Überlieferung nach war die schöne Tochter des Königs also alles andere als nett. Kein potenzieller Bräutigam, den der Herr Papa ihr hoffnungsfroh vorstellte, genügte ihren Ansprüchen. Gar verhöhnen lassen mussten sich die Herren. Besonders böse traf es einen König mit schiefem Kinn: Drosselbart musste er sich fortan schimpfen lassen.

Der König hatte dann die Nase voll. Er überlässt seine Tochter einem verlotterten Straßenmusikanten anstatt eines Lohnes für seine musikalische Darbietung. Ob dieser nicht mit einem Almosen besser dran gewesen wäre, sei einmal dahingestellt. Es trug sich dann aber Folgendes zu: Die schöne, aber charakterschwache Königtochter wurde vom Spielmann in dessen – allein schon der märchenhaften Dramaturgie wegen natürlich – armseliges Haus geführt, durch Wald, Feld und Stadt. Und wem gehörten nun Wald, Feld und Stadt? Dem verschmähten König Drosselbart, so ließ der Spielmann die Königstochter wissen.

Nun war das schöne Königskind also nicht Herrscherin eines riesigen Reichs an der Seite des Königs Drosselbart. Sie musste stattdessen als Frau des Spielmanns hart arbeiten. Spinnen und Flechten jedoch – das ist nichts fürs holde Weib, sie stellt sich ungeschickt an und muss stattdessen als Marktweib fürs Familieneinkommen sorgen. Das läuft besser, bis ein betrunkener Husar die Ware zerbricht, der wütende Gatte schickt seine nichts ahnende Angetraute als Küchenmagd aufs Königsschloss.

Die Situation spitzt sich zu, im Zuge der Irrungen und Wirrungen, die es so nur im Märchen gibt, offenbart sich ihr der König Drosselbart höchst selbst: Er war der Spielmann und auch der Husar. Das alles war eine Inszenierung, um den Hochmut der Königstochter zu strafen. Die Königstochter erkennt plötzlich die innere Schönheit des Königs mit dem schiefen Kinn – oder doch seinen Reichtum? Jedenfalls heiraten sie.

Man könnte sagen: König Drosselbart gewöhnt seiner Angetrauten Stolz und Hochmut durch „extremes Coaching“ ab. Lassen Sie uns der Sache auf den Grund gehen – Ich denke, daraus lässt sich etwas lernen.

Ich denke, jeder kennt jemanden, der irgendwann mal aus der Spur geraten ist. Mit aus der Spur meine ich die typischen Anzeichen einer Arroganz. Hier nenne ich die nervigsten Varianten:

  • Sich für etwas Besonderes (quasi unersetzlich) halten

  • Eigentlich alles besser zu wissen und Ratschläge prinzipiell zu ignorieren

  • Süffisant Überlegenheit demonstrieren, herablassend über andere sprechen

Die Ursachen kennen wir ja letztlich alle: Oftmals liegt es an der fehlenden Selbstsicherheit der Person. Diese wird dann durch das übertrieben selbstbewusst wirkende Erscheinungsbild kompensiert. Das ist die eine Sache. Die zweithäufigste Ursache ist meines Erachtens die schlimmere: Mitunter stellt sich Arroganz aufgrund besonderer Leistungen oder großflächigem Erfolg ein. Hier sprechen wir von den sogenannten Allüren, noch schlimmer: Selbstüberschätzung.

Es gibt nichts Nervigeres, als mit solchen Menschen zusammenzuarbeiten. Unter solch einem Einzeldarsteller leidet die Arbeitsatmosphäre, die Stimmung wird runtergezogen, die Motivation sinkt – und die Wahrscheinlichkeit, dass andere sich für solche Kollegen ins Zeug legen, sinkt rapide.

Wissen Sie, woran Sie erkennen, dass Sie, ja Sie, dass arrogant werden? Sie erkennen es daran, dass Sie das Märchen Drosselbart nicht verstehen.

Allen anderen möchte ich hier drei Ratschläge an die Hand geben, wie Sie arrogante Kollegen vielleicht nicht für alle Zeiten loswerden – so aber doch weitestgehend unschädlich machen können.

  1. Wenn sich der liebe Herr Kollege konstant selbst überschätzt, dann lassen Sie ihn einfach in seinem Glauben die Krone der Schöpfung zu sein. Was immer Sie sagen, er will Ihren Rat nicht hören, also lassen Sie es einfach bleiben. Die Selbstüberschätzer haben einen Hang zum Narzissmus. Wenn sie sich nicht beachtet fühlen, leiden sie. Im Leid sind sie manchmal leichter zu ertragen.

  2. Falls Sie Grund zur Hoffnung haben, dass noch nicht alles verloren ist (und sei es nur aus unerschütterlichem Optimismus), dann sprechen Sie das Thema offen an. Schützt einer durch arrogantes Gehabe nur seinen eigentlich sanftmütigen Kern, so kann ein offenes Wort Wunder wirken.

  3. Grundsätzlich sollten Sie arroganten Menschen sowieso aus dem Weg gehen, wo immer Sie können. Und wenn sich der direkte Kontakt nicht vermeiden lässt: Cool bleiben. Lassen Sie sich nicht aufs gleiche Niveau runterziehen!

Ich hoffe, das hilft! Schöne Woche wünsche ich!

Sabina Wachtel berät Manager. Sie ist Inhaberin von ExpertExecutive mit den Labels ManagerOutfit.de und MEMBER OF THE 55. Außerdem ist sie Autorin.