ARD-Morgenmagazin: Unicef-Pressesprecherin schildert ihren Aufenthalt in der Ukraine
Christine Kahmann war zu Gast beim "ARD-Morgenmagazin" und sprach über ihre Reise in die vom Krieg zerrüttete Ukraine. Die stellvertretende Pressesprecherin von Unicef Deutschland war in das Kriegsgebiet gereist, um sich ein Bild von der Lage der Kinder zu machen - und zeigte sich schockiert.
Der Russland-Ukraine-Konflikt ist noch lange nicht vorbei: Viele Ukrainer haben ihr Zuhause aufgrund des russischen Angriffskrieges verloren und mussten aus ihrem Heimatland flüchten. Besonders Kinder leiden unter der aktuellen Situation. Ein Grund für Christine Kahmann, um ins Kriegsgebiet zu reisen und sich selbst ein Bild zu machen. Im "ARD Morgenmagazin" sprach sie nun über ihre Erlebnisse.
"Die Lage der Kinder war wirklich erschütternd", erklärte die stellvertretende Pressesprecherin von Unicef Deutschland, und erinnerte sich an eine Situation, als Kinder in einer U-Bahn-Station spielten, während die Stadt aus der Luft angegriffen wurde. "Das war schon sehr schockierend".
"Besonders haften geblieben ist mir ein Gespräch mit einem 14-jährigen Mädchen. Ich habe sie gefragt, was sie später mal machen möchte. Und sie meinte, das könnte sie noch nicht sagen. Es geht erst mal darum, die nächsten Jahre, die nächsten zwei Jahre, zu überleben - und dann würde sie sich darüber Gedanken machen", erinnert sich Kahmann,. Das Gespräch ging ihr sichtlich nahe.
"Kein Kind bleibt unverschont von dem Krieg"
Der Alltag der Kinder sei unterschiedlich. "Kein Kind bleibt unverschont von dem Krieg. Egal, wo sie sind, der Krieg holt sie ein." Während ihres Aufenthalts hätten sie und ihr Team erschütternde Geschichten gehört. Eine normale Kindheit sei im Krieg nicht möglich. In Gebieten, zu denen humanitäre Organisationen lange keinen Zugang mehr hatten, habe Kahmann Familien getroffen, die ihr Zuhause verloren haben und Kinder, die nicht mehr in die Schule gehen können.
Gerade an diesen Orten versuche Unicef, "Halt zu geben". "Aber die Lage ist schwer und als wir dort waren, fing es an zu schneien. Die Menschen haben keinen Strom, kein Gas. Wir haben die Kinder gefragt, was sie die letzten Monate gemacht haben als sie unter der Besatzung waren. Sie haben immer nur betreten zu Boden geschaut und gesagt, sie haben ganz, ganz viel gelesen."
Die Trauer und Belastung seien den Kindern ins Gesicht geschrieben, aus diesem Grund bräuchten sie mehr Unterstützung als davor. Nur so könnten sie "den Krieg hinter sich lassen" und "nach vorne schauen". Auf die Frage, was Kinder und Familien gerade am meisten bräuchten, antwortete Kahmann: "Es braucht ganz dringend Winterkleidung, Decken, aber auch Trinkwasser. Es braucht Generatoren, weil es eiskalt wird. Der Strom ist immer wieder ausgefallen - auch, als wir dort waren."