Werbung

Archäologischer Fund regt wilde Fantasien an

Vom Gottessymbol bis zur Zeitmaschine - Ein archäologischer Fund in Sachsen-Anhalt beschäftigt die Fantasie der Menschen auf äußerst vielfältige Weise.

Die so genannte „Himmelsscheibe von Nebra“ ist eine kreisförmige Bronzeplatte und rund 4000 Jahre alt. Ihren Namen verdankt sie der Darstellung von Mond, Sonne und Sternen in verschiedenen Phasen.

Das Artefakt wird im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) aufbewahrt und ist auch der breiteren Öffentlichkeit bekannt, weil es die bisher älteste Sternenhimmeldarstellung der Menschheit ist. Für einige Enthusiasten aber ist sie weit mehr als das.

Zeichen des Sonnengottes oder Menstruationskalender?

„Ich komme vom Planeten Nebura“, rief etwa ein schmaler Mann mittleren Alters aus, als er Museumsdirektor Harald Meller im Sekretariat packte und ihm versicherte, die Scheibe sei das Zeichen des Sonnengottes.

Andere Fans interpretieren die Bronzeplatte als Menstruationskalender. Doch das ist noch lange nicht alles: „Es gab da auch jemanden, der uns hundert Seiten voller mathematischer Berechnungen zugeschickt hat“, sagt Dr. Alfred Reichenberger, zuständig unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit des Landesmuseums.

Auch solche Zuschriften werden bei den Wissenschaftlern in Halle ernst genommen und beantwortet - und nicht ungelesen entsorgt. „Die Maße der Cheopspyramide und der Durchmesser des Planeten Mars waren darin ebenso enthalten, wie der Maja-Kalender“, erinnert sich Reichenberger. Was das alles allerdings mit der Himmelsscheibe zu tun haben sollte, wurde daraus nicht ersichtlich.

Die Gestirne faszinieren alle Altersgruppen

Zwar seien nicht alle Einsendungen zur Himmelsscheibe so umfangreich, aber die Zuschriften aus aller Welt füllen mittlerweile mehr als zehn Aktenordner.

Reichenbergers Kollegin Julia Kruse sagt dazu: „Die Himmelsscheibe beschäftigt die Menschen schon seit Jahren, praktisch seit der spektakuläre Fund bekannt wurde - und zwar durch alle Altersgruppen hinweg, quer durch die Gesellschaft.“

Sie glaubt, dass es die Abbildung der Himmelsgestirne ist, die die Menschen so fasziniert. Würde eine solche Strahlkraft von der Scheibe ausgehen, wenn sie ein anderes Motiv zeigen würde? „Nein“, sagt Kruse, „bestimmt nicht.“

Reisen in eine andere Zeit

Wahrhaft metaphysisch hingegen sind die Vorstellungen der sogenannten Plejadier, die sich vor einiger Zeit beim Landesmuseum meldeten. „Sie wüssten ganz genau, dass die Himmelsscheibe Zeitreisen ermögliche“, sagte Harald Meller der Mitteldeutschen Zeitung. „Und sie wüssten, dass mir bekannt sei, wann sich der Tunnel zur Zeitreise öffnet.“ Bei unkooperativem Verhalten, drohten die Plejadier, werde man sich an die Königin von Schweden wenden.

Auch diese Gruppe erhielt eine freundliche Antwort. Man schrieb den „lieben Sternenfreunden“, dass ihre Zeitreise-Theorie zwar sehr interessant sei – bat sie aber darum, „gestern nochmals anzurufen“.

Foto: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/Juraj Lipták