Amazon kann neuen Twitch-Rekord feiern

Das Streaming von Videospielen erzielte vergangene Woche einen Durchbruch: In der Spitze verfolgten bis zu 620.000 Zuschauer den Twitch-Stream von Rapper Drake und Proplayer Ninja – neuer Rekord. Vom Marketing-Stunt profitiert insbesondere der dahinterstehende Konzern: Amazon.

Anderen beim Spielen von Videospielen zuzusehe, klingt nach einer eigenartigen Beschäftigung. Doch in den Augen vieler Jugendlicher ist es eher mit einer Übertragung der Fußball-Bundesliga oder einer Game-Show zu vergleichen. Bereits früh hat Amazon den jungen Trend erkannt und im August 2014 die Streaming-Plattform Twitch.tv für 970 Millionen Dollar gekauft. Seitdem hat sich die Plattform rasant weiterentwickelt. Mittlerweile verfügt Twitch.tv über 100 Millionen monatliche Nutzer, die im Durchschnitt sechs Stunden anderen beim Streaming zusehen.

Eine neue Entwicklung ist die Zusammenarbeit von Berühmtheiten. Der Stream des Videospiels Fortnite mit Rapper Drake und Proplayer Ninja erzielte einen neuen Zuschauerrekord und zeigt eine neue Möglichkeit auf, Twitch als Marketingplattform zu nutzen. Während Drake sich als nahbarer Superstar zeigen kann, lässt die hohe Zuschauerzahl bei Amazon auf unterschiedliche Art und Weise die Kassen klingeln. Zum einen über die geschaltete Werbung – zum anderen über die die Möglichkeit, den Stream für $4,99 zu abonnieren. Von den Abogebühren gehen bis zu 50 Prozent an Twitch, den anderen Teil erhält der Streamer.

Eigene Spiele und Engine in den Startlöchern

Doch auch neben Videostreaming hat Amazon ein Ökosystem um den Gaming-Trend aufgebaut:

Amazon Game Studios ist der hauseigene Spieleentwickler. Aktuell wird an drei Spielen gearbeitet: Breakaway, New World und Crucibel. Während es zu den letztgenannten Spielen kaum Ankündigungen gibt, war Breakaway bereits im Alpha-Test spielbar.

Lumberyard ist eine freie 3D-Engine für Entwickler. Die Entwicklungsplattform ist darauf ausgelegt, die Infrastruktur der AWS-Cloud zu nutzen. Eines der aussichtsreichsten Spiele der kommenden Jahre – Star Citizen – nutzt beispielsweise die Engine.

Kaum ein Konzern ist derart expansionshungrig wie Amazon. Der E-Commerce-Gigant investiert gerne in neue Wachstumsmärkte. Das Interesse für den Gaming-Markt verwundert daher nicht. Über die Jahre 2016 bis 2020 soll der Gesamtmarkt mit durchschnittlich sechs Prozent wachsen.

Top-Aussichten

Noch nutzen wenige Spiele die Lumberyard-Engine, noch werden keine Amazon-Spiele verkauft, noch steht Twitch.tv an den Anfängen der Monetarisierung. Doch Amazon investiert Millionen und scheut nicht vor hohen Verlusten zurück, um Wachstum in neuen Märkten zu erzielen.

Solange der Konzern seine Wachstumsstrategie in den unterschiedlichsten Bereichen fortführen kann, bleibt auch die Aktie von Amazon ein klarer Kauf.