Amazon als Apotheke – Expansion geht weiter

Während noch spekuliert wird, ob Amazon bald verschreibungspflichtige Medikamente verkauft, vertreibt der Online-Händler bereits rezeptfreie Gesundheitsprodukte. Eine Gefahr für die Konkurrenz – ein weiterer Kurstreiber für die Aktie. Doch aufgepasst: Nicht alle Expansionsbemühungen von Amazon sind von Erfolg gekrönt.

Still und heimlich

Dass Amazon ein ernstes Interesse am Gesundheitswesen hat, sollte spätestens nachdem die Gründung einer Krankenversicherung mit Berkshire und J.P.Morgan verkündet wurde, klar sein. Zudem wird seit längerem spekuliert, ob der Online-Händler in Zukunft verschreibungspflichtige Medikamente vertreibt. In einigen Staaten hat der Konzern bereits entsprechende Lizenzen beantragt.

Hinter den großen Ankündigungen und Spekulationen geht beinhahe unter, dass Amazon bereits seit 2016 als Händler von rezeptfreien Gesundheitsprodukten auftritt. Laut den Marktforschern von One Click Retail wächst Amazon hier rasant: im vergangenen Jahr sollen 55 Prozent mehr Arzneimittel direkt an den Tech-Riesen verkauft worden sein als im Vorjahr. Die Marken, die am meisten an den Online-Händler verkauften waren Perrigo, Nicorete und Align.

Amazon vertreibt diese Produkte in den USA im Rahmen seiner eigenen Basic Care Produktlinie und macht damit insbesondere Drogerien und Pharmahändlern Konkurrenz. Betroffen sind insbesondere Apothekenketten wie CVS Health und Walgreens, die bereits vorher Kunden an Online-Shops verloren. Die Aktien beider Konzerne sind seit der Expansion Amazons deutlich unter Druck geraten.

Die Eroberung des Apothekengeschäfts erfolgt dabei nach altbekanntem Amazon-Rezept. Der Tech-Riese ersetzt die Zwischenhändler und drückt mithilfe seiner Größe und den tiefen Taschen die Konkurrenz aus dem Geschäft. So bietet Amazon das Schmerzmittel Ibuprofen für 6,98 Dollar an. Die Preise von CVS und Walgreens sind mehr als doppelt so hoch. Amazon gibt zwar nicht an, wie hoch die Margen im Basic Care Geschäft sind. Laut einer Unternehmenssprecherin sei das vorrangige Ziel, das gesamte Angebot zu günstigen Preisen anzubieten – ob hier Gewinne hängen bleiben, ist nicht bekannt.

Scheitern gehört zum Erfolg

Doch auch das allmächtige Amazon kann den Kampf um neue Märkte nicht immer gewinnen. So erleidet der Konzern einen Rückschlag im Geschäft mit Veranstaltungstickets. Ein vor zwei Jahren in Großbritannien gestarteter Versuch, sich gegen die Konkurrenten von CTS Eventim und Ticketmaster durchzusetzen, misslang. Laut einer Pressemitteilung vom Mittwoch werden ab sofort die Ticketangebote auf Amazon UK schrittweiße entfernt. Bereits investierte Mittel in die neuen Operationen gelten als verloren.

Gute Chancen

Doch keine Angst: Die wilden Wetten auf neue Märkte haben sich für Amazon bewährt. Während Angebote wie das Amazon Fire Phone oder Amazon Destinations scheiterten, wurden Amazon Web Services und Amazons Alexa zu neuen Wachstumsmotoren. Mit Jeff Bezos' Worten: „Eine Wette mit einer zehnprozentigen Chance auf einen hundertfachen Gewinne sollte man immer eingehen.“ Solange der Konzern immer neue Märkte erschließt und weiter wächst, sollten auch Anleger diese Chance wahrnehmen. Es gilt: weiterhin auf Amazon setzen.