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Allianz schluckt Euler Hermes komplett

Drei Monate nach dem Kauf des britischen Versicherers Liverpool Victoria holt die Allianz zu einer weiteren größeren Übernahme aus: Der Dax-30-Konzern will den deutsch-französischen Kreditversicherer Euler Hermes komplett übernehmen. Die Münchener, die bereits rund 63 Prozent an Euler halten, kündigten am Montag an, sämtlichen Euler-Hermes-Minderheitsaktionären ein Angebot über 122 Euro pro Aktie zu machen.

Der Deal würde die Allianz damit rund 1,5 Milliarden Euro kosten. Eine Summe, die die gut kapitalisierten Münchener bequem stemmen können. Das Unternehmen, das auch die deutschen „Hermes“-Exportbürgschaften abwickelt, soll danach von der Pariser Börse genommen werden, sofern die Allianz nach Abschluss des Erwerbsangebots mehr als 95 Prozent der Aktien von Euler Hermes halte, teilte der Münchener Konzern mit.

Mit einigen Aktionären des französischen Warenkreditversicherers habe die Allianz bereits den Erwerb eines Anteils von 11,34 Prozent gegen Zahlung von 122 Euro je Aktie vereinbart. Damit steige die Allianz-Beteiligung an Euler Hermes auf 74,34 Prozent, wie der Dax-Konzern mitteilte. Den restlichen Minderheitsaktionären will die Allianz ein vereinfachtes Angebot zum gleichen Preis von 122 Euro je Stück für alle ausstehenden Aktien unterbreiten und ihren Anteil damit um weitere rund 24,2 Prozent ausbauen. Der Angebotspreis entspreche einer Prämie von 20,7 Prozent verglichen mit dem Schlusskurs der Euler-Hermes-Aktie am vergangenen Freitag von 101,50 Euro.

Für Vorstandschef Oliver Bäte ist eine komplette Übernahme von Euler Hermes eine wertvolle Verstärkung. Schon heute arbeiten Allianz und Euler eng zusammen. Euler ist das größte Kreditversicherungsunternehmen der Welt und machte im Jahr 2016 rund 2,6 Milliarden Euro Umsatz.

Heute ist der Hauptsitz der in Berlin gegründeten Gesellschaft in Paris, wo die Firma auch an der Börse notiert ist. Seit über 100 Jahren sichert der Kreditversicherer Unternehmen ab, um sie gegen Zahlungsausfälle ihrer Abnehmer vor allem im Export zu schützen. Insbesondere die „Hermesbürgschaften“ haben es zu breiter Bekanntheit gebracht.

Europas größter Versicherer ist seit längerem auf der Suche nach Zukäufen, vor allem in der Schaden- und Unfallversicherung. Die Allianz bezeichnete die Aufstockung bei Euler Hermes als „folgerichtigen Schritt im Rahmen des gezielten Kapitaleinsatzes in strategisch wichtigen Geschäftsbereichen mit solider operativer Performance“.

Es ist die größte Übernahme unter der Ägide von Vorstandschef Oliver Bäte. Erst im August hatte die Allianz auch in Großbritannien zugeschlagen. Auf der Insel werden die Münchener die britische Liverpool Victoria bis 2019 für rund 770 Millionen Euro erwerben – einen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, der seinen Mitgliedern gehört.

An der Strategie von Euler Hermes soll sich nichts ändern, wie die Allianz betonte. Das Unternehmen steht nach eigenen Angaben für rund ein Drittel des weltweiten Warenkreditversicherungs-Marktes, der den internationalen Handel absichert. Im vergangenen Frühjahr war der Allianz immer wieder konkretes Interesse an Zukäufen nachgesagt worden. Als Kandidaten wurden der australische Versicherer QBE Insurance und Teile der italienischen Generali-Gruppe gehandelt. Doch ein Megadeal kam bislang nicht zustande.

Die Komplettübernahme von Hermes Euler kann die Allianz wohl problemlos stemmen. Die jüngsten Wirbelstürme und Erdbeben warfen Europas größten Versicherer operativ nicht aus der Bahn. Erst jüngst kündigte der Konzern an, eine weitere Milliardensumme per Aktienrückkauf an seine Anteilseigner zurückzugeben – aufgrund des „starken Kapitals“ des Unternehmens.

Die Allianz sitzt weiterhin auf mehr Kapital, als sie nach Überzeugung des Vorstands braucht. Trotz der Hurrikan-Serie über dem Atlantik sowie der Erdbeben in Mexiko erwartet Bäte für 2017 ein operatives Ergebnis zwischen 10,8 und 11,3 Milliarden Euro. So werde der Euler-Hermes-Deal nichts am geplanten Rückkaufprogramm ändern, stellte die Allianz klar.