Aiwanger in TV-Interview: "Die Menschen sollen im Winter zum Skifahren gehen"

"Ich glaub', was wir derzeit den Menschen abverlangen, das reicht fürs Erste": Der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, sprach sich in einem TV-Interview gegen noch härtere Corona-Maßnahmen aus.

In der Ruhe liegt die Kraft - gerade am frühen Morgen: Auch deshalb erwies sich Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger, bekanntermaßen ein Mann des besonnenen Duktus, als kongenialer Interviewgast, am Mittwoch, um 7.30 Uhr, in der Sendung "ntv Frühstart". Ein zentrales Thema im Gespräch mit dem Chef der Freien Wähler und Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie im Kabinett Söder (CSU) waren die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie. Insbesondere sollte sich der 49-Jährige dazu äußern, was seiner Meinung nach in den Herbst- und Wintermonaten noch alles auf die Bürger zukommen könne. Aiwanger zeigte sich, wie zu erwarten war, weit davon entfernt, Panikstimmung zu verbreiten, sparte aber keineswegs mit klaren Ansagen.

Er gehöre "schon zu denen, die sagen, wir müssen mit dem Coronavirus lernen zu leben", erklärte der bayerische Politiker. "Aus lauter Angst vor Corona nicht mehr zum Essen zu gehen, nicht mehr in den ÖPNV einzusteigen, nicht mehr zum Einkaufen zu gehen", das sei der falsche Weg, meinte Aiwanger und ergänzte, dass die Allermeisten sich ohnehin ihrer neuen Verantwortung bewusst sein: "Man geht schon automatisch nicht so nah ran an andere Menschen. Bussi-Bussi geht momentan nicht", betonte Hubert Aiwanger und warb gleichzeitig auch für Toleranz gegenüber Andersdenkenden.

"Wir sollten auch verstehen, dass junge Menschen, Urlaub machen, sich wieder treffen wollen", sagt er. "Wir müssen auf der einen Seite vorsichtig sein und dürfen die Dinge nicht auf die leichte Schulter nehmen, wir dürfen aber auch nicht in Panik verfallen." Er glaube weiterhin an die Richtigkeit von lokal begrenzten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. "Das ist auch der Vorteil des Föderalismus, dass wir hier maßgeschneiderte Antworten haben und nicht einen Haarschnitt für alle." Andererseits, so schränkte er direkt ein: "Wenn die Dinge natürlich aus dem Ruder laufen und größere Städte überhaupt nichts tun", sei dies "nicht zu begrüßen".

"Wir sollten uns nicht die Freude am Leben verderben lassen"

Als er im "ntv Frühstart" nach der Notwendigkeit weiterer Maßnahmen gefragt wurde, wurde Aiwanger sehr konkret. "Ich glaub', was wir derzeit den Menschen abverlangen, das reicht fürs Erste", stellte er klar und rief auf, insbesondere den Wintertourismus jetzt nicht totzureden: "Die Menschen sollen im Winter zum Skifahren, sollen Urlaub machen, sollen möglichst in der Heimat das Geld lassen." Aiwanger unterstrich, dass er sei kein Freund davon sei, "jetzt schon zu sagen: Der Winter steht vor der Tür, jetzt geht die Welt unter". Seiner Auffassung nach sollten auch die Weihnachts- und Christkindlmärkte abgehalten werden - "aber natürlich wieder mit Vorsicht", so Aiwanger: "Nicht 20 Leute auf fünf Quadratmeter!"

"Wir sollten uns nicht die Freude am Leben verderben lassen", sagte der Chef der Freien Wähler, der sich in dem 15-minütigen Interview auch zu einer möglichen Kanzlerkandidatur des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder äußerte. "Ich glaube auf alle Fälle, dass er momentan Chancen hätte. Ich habe aber den Eindruck, dass er vielleicht selber noch nicht ganz weiß, ob er es machen soll oder nicht, weil er weiß: Die Berliner Luft ist natürlich etwas schärfer als die Münchener Luft". Aiwanger zeigte sich "auf alle Fälle überzeugt", dass Söder "das im Kreuz hätte".