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Achtung, Zeitgeschichte: So wird der "Tatort: Der rote Schatten"

Der "Tatort: Der rote Schatten" (15. Oktober, 20:15 Uhr, das Erste) führt die Kommissare Lannert (Richy Müller) und Bootz (Felix Klare) und damit auch die Zuschauer zurück in das Jahr 1977. Denn der aktuelle Fall hat seine Wurzeln im sogenannten Deutschen Herbst. Lohnt sich das Einschalten?

Das ist die Story

40 Jahre liegen der "Deutsche Herbst" und "die Todesnacht von Stammheim" zurück. Dennoch beeinflussen die Folgen dieser traumatischen Zeit den aktuellen Fall der Kommissare Lannert und Bootz. Marianne Heider kam angeblich bei einem Badewannenunfall ums Leben. Ihr Ex-Mann Christoph Heider (Oliver Reinhard) glaubt jedoch, dass sie von ihrem aktuellen Lebensgefährten Wilhelm Jordan (Hannes Jaenicke) ermordet wurde. Christoph Heider entführt den Leichnam, um ihn im Ausland obduzieren zu lassen. Doch er wird von der Polizei gestoppt.

Obwohl der Todesfall von der Staatsanwaltschaft als Unfall zu den Akten gelegt wurde, glauben die Kommissare dem Ex-Mann und gehen der Sache nach. Dabei stellen sie fest, dass Wilhelm Jordan in den 1970er Jahren als V-Mann für den Verfassungsschutz gegen die RAF eingesetzt war. Ist das der Grund dafür, dass die Kommissare bei den Ermittlungen ständig auf Widerstand aus Polizeibehörde und Staatsanwaltschaft stoßen?

Und ist Wilhelm Jordan überhaupt Wilhelm Jordan? Der Mann hat eine erstaunliche Ähnlichkeit mit einem ehemaligen RAF-Mitglied, das später mit dem Verfassungsschutz zusammenarbeitete. Lannert und Bootz fragen sich, ob der Zeugenschutz selbst einen Mord umfassen würde...

Lohnt sich das Einschalten?

Ja. Keine Frage, das ist ein "Tatort" für Zuschauer der Generation 55plus, die Zeitzeugen des sogenannten Deutschen Herbsts waren. Doch auch jüngere Zuschauer können auf jeden Fall einschalten, vielleicht sollten sie es sogar. Denn Regisseur und Zehnfach-Grimme-Preisträger Dominik Graf (65, "Die reichen Leichen. Ein Starnbergkrimi") und sein Team ordnen den komplexen Sachverhalt des bis heute relevanten Themas mit viel Archivmaterial spannend und verständlich ein.

Einschalten sollte man, "weil es elementarer Bestandteil der bundesrepublikanischen Geschichte ist", sagt auch Episoden-Hauptdarsteller Hannes Jaenicke (57, "Im Einsatz für ...", "Allein unter...") im Interview mit spot on news. Bis heute seien die Folgen spürbar, findet er: "Der Kampf gegen den Nazi-Mief, das 50er-Jahre-Spießertum und seine Heimatfilme, und das Abdriften dieses Kampfes in die Kriminalität und den Terrorismus. Die hysterische Angst vor 'Linksradikalen' rührt aus dieser Zeit, und hat dazu geführt, dass Deutschland bis heute auf dem rechten Auge sehr schlecht sieht. Siehe NSU und AfD...", so Jaenicke.

Zu den Todesumständen der RAF-Mitglieder Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in jener Nacht im Oktober 1977 in ihren Zellen im Gefängnis Stuttgart Stammheim gibt es viele Theorien und Verschwörungstheorien. Die Krimimacher stellen die wesentlichen Aspekte und Argumente dar. Was dabei herauskommt, erinnert an den Investigativen Spielfilm "Der blinde Fleck" (2013) über das Oktoberfest-Attentat im September 1980. Nach der Ausstrahlung wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen...

Kleine Randnotiz: Oberstaatsanwalt Lutz wird gespielt von Friedrich Mücke (36, "Unter der Haut"). Eingefleischten "Tatort"-Fans dürfte der Berliner als Teil der sogenannten "Baby-Kommissare" bekannt sein, wie das junge Erfurter Team etwas despektierlich genannt wurde. Mücke, Alina Levshin (33, "Kriegerin") und Benjamin Kramme (35) strichen nach nur zwei Folgen (2013/2014) wieder die Segel. Nun feiert immerhin Mücke eine Art Mini-Comeback im Kult-Krimi.

Foto(s): SWR/Julia von Vietinghof, SWR/Sabine Hackenberg, SWR/Sabine Hackenberg, SWR/Sabine Hackenberg