75. Cannes Film Festival beginnt mit Selenskyj-Appell: "Brauchen neuen Chaplin"

Nach der Absage des Cannes Film Festivals 2020 und einer eingeschränkten Ausgabe im vergangenen Jahr prägen jetzt wieder Glanz und Glamour die Croisette.

Über den Roten Teppich flanieren Hollywood-Stars und Top-Models um der 75.Jubiläumsausgabe wieder den gewohnten Hauch von Exklusivität zu verleihen. Doch die Schauspielkunst steht natürlich im Vordergrund:

Forest Whitaker beerbte Kollegin Jodie Foster als Träger der Goldenen Ehrenpalme - nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Produzent. Sein jüngstens und am Dienstag gezeigtes Werk "For the Sake of Peace" handelt von zwei Menschen die sich im Südsudan für Frieden einsetzen.

21 Filme im Wettbewerb

Zum Auftakt gab sich auch die Jury ein Stelldichein. Angeführt von Vincent Lindon hat das Gremium einen Marathon von 21 Wettbewerbsbeiträgen vor sich, die um die Goldenen Palme konkurrieren.

Den Auftakt machte die einheimische Produktion Coupez! des französischen Komödienexperten Michel Hazanavicius. Am Set eines Low-Budget-Zombie-Films läuft einiges verquer, als die Crew plötzlich von echten Untoten überrascht wird.

Selenskyj aus Kiew zugeschaltet

Doch Cannes kann auch anders. Der Kriegstragik in der Ukraine wurde bei der Eröffnungsgala mit einer Zuschaltung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Rechnung getragen.

Er verband die Erinnerung an Charlie Chaplins Film "Der große Diktator" mit einem Aufruf, angesichts des russischen Angriffs nicht zu schweigen: "Jeden Tag sterben Hunderte von Menschen", sagte Selenskyj. "Sie werden nach dem Schlussapplaus nicht wieder aufstehen." Er fragte: "Wird das Kino schweigen oder darüber reden? Wenn es einen Diktator gibt, wenn es einen Freiheitskrieg gibt, hängt alles wieder von unserem Zusammenhalt ab. Wir brauchen einen neuen Chaplin, der beweist, dass das Kino heutzutage nicht schweigt."

Euronews-Korrespondent Frédéric Ponsard kommentierte auf dem Roten Teppich: "Das Cannes Film Festival feiert sein 75-jähriges Bestehen mit Stil und zeigt, als wenn es nötig wäre, die ewige Jugend des Kinos. 12 Tage lang werden die Stars auf der Croisette und Filme aus der ganzen Welt eine globale Vision des künstlerischen Schaffens und des heutigen Zustands der Welt wiederspiegeln. Denn wie wir wissen, ist das Kino nie weit von der Realität entfernt."

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