10 Merkmale, an denen ihr einen Film von Oliver Stone erkennt

Oliver Stone legt sich gerne mit den Großen an. Von je her reibt sich der US-Regisseur an den sozialpolitischen Verhältnissen in seinem Land. Seine Filme leisten Aufklärungsarbeit, sie entlarven die Lügen und schmutzigen Praktiken der Politik und ihrer Instanzen. Die systemkritische Haltung des Oscar-Preisträgers kommt nicht von ungefähr. In seinen jungen Jahren ist Stone das, was man einen Patriot nennt. Doch dann geht er in den Vietnamkrieg, wo er schnell den Glauben an die gerechte Politik verliert. Zwar wird er mehrfach dekoriert, doch zurückkehren aus Vietnam wird er als gebrochener Mann. Seine Wut kanalisiert er fortan in seine Filme. Im Folgenden spüren wir den Motiven nach, die das vielschichtige Werk dieses politischen Regisseurs ausmachen.

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1) Systemkritik

Als Sohn einer wohlsituierten Familie bezeichnet Oliver Stone schon seine Geburt als ‘Geburt in den Konflikt’. Seine anti-bürgerliche und regierungskritische Haltung verstärkt sich nach seiner Zeit im Vietnamkrieg. Die ernüchternde Erfahrung prägt seine kritische Haltung gegenüber der US-Regierung nachhaltig. Viele seiner Filme, vor allem die Antikriegsfilme “Platoon” und “Geboren am 4. Juli” sowie “JFK - Tatort Dallas” und seine neue Regiearbeit “Snowden”, sind Ausdruck seiner Systemskepsis.

2) Im Sumpf des Verbrechens

Stone zeigt den Konflikt zwischen Mensch und System. Anders als in der Bibel ist sein David jedoch gegen die Übermacht Goliaths nahezu chancenlos. Der Einzelne droht beim Kampf Gut gegen Böse zugrunde zu gehen, am Ende bleibt ihm allenfalls der moralische Sieg (“JFK”, “Geboren am 4. Juli”, “Wall Street”).

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3) Aufbegehren gegen das System

Auch wenn der Gegner übermächtig ist, kreisen Stones Filme um Individuen, die den Kampf für das Gute aufnehmen. In “JFK” und “Snowden” zum Beispiel rennen zwei entschlossene Einzelkämpfer gegen eine unüberwindliche Mauer aus Korruption und Verschwörung. Siegreich können sie bei diesem Kampf nicht hervorgehen, doch ihr Versuch macht sie zu Helden.

4) Verschwörung

Stones Filme bewegen sich an der Grenze zur Verschwörungstheorie. Das Anliegen des Regisseurs ist, die Zuschauer aufzuklären. Er blickt hinter die Fassade und deckt die kriminellen Machenschaften auf, deren Spuren bis in die höchsten Etagen der Politik führen. Stone hat sich mit den größten Skandalen und politischen Verfehlungen des 20. und 21. Jahrhunderts beschäftigt - angefangen mit dem Vietnamkrieg (“Platoon, "Geboren am 4. Juli”, “Zwischen Himmel und Hölle”) über die Watergate-Affäre (“Nixon”) und die Ermordung John F. Kennedys (“JFK-Tatort Dallas”) bis hin zum aktuellen NSA-Abhörskandal (“Snowden”)

5) Paranoia

Die Aussichtslosigkeit des Kampfes Davids gegen Goliath führt beim Zuschauer zu einem Gefühl der Beklemmung. Wie der Held hat auch er das Gefühl, von einem unsichtbaren, kaum greifbaren Feind umgeben zu sein. Von Seiten des Filmischen wird er mit der Informationsdichte in den Drehbüchern und der überbordenden Inszenierung Stones erschlagen. “JFK” überfrachtet Stone etwa mit dem Nebeneinander von Fiktion und Wahrheit, Spielfilmszenen und Archivaufnahmen und dem Gebrauch unterschiedlicher Bildformate und Filmmaterials.

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6) Gewalt

Stones Begegnung mit Gewalt und Sterben im Vietnamkrieg spiegelt sich wie kaum ein anderes Motiv auch in seinen Filmen. “Platoon” gehört deswegen zu den umstrittensten Anti-Kriegsfilmen überhaupt. Ebenso wie “Natural Born Killers”, in dem ein Pärchen bei seinen Mord-und Raubzügen eine Spur der Verwüstung hinterlässt. In “Savages” inszeniert er einen gewalttätigen Krieg im Drogenmilieu.

7) Drogen

Auch Stones bis heute anhaltender Drogenkonsum hat Einzug in sein Werk gehalten. Bewusstseinserweiternde Substanzen spielen in Filmen wie “The Doors”, dem Biopic über die gleichnamige Rock-Band, “Natural Born Killers” und “Savages” eine große Rolle. Auch formal ähneln Stones Filme oft einem psychedelischen Drogentrip.

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8) Gier nach Geld

Systemkritik heißt für Stone auch Kritik am Finanzmarkt, wo die Gier nach Geld keine Grenzen kennt. Kaum ein anderer Filmemacher hat die Perversion des Kapitalismus so effektvoll in Szene gesetzt wie Stone in seinem Wirtschaftsthriller “Wall Street”. 23 Jahre später erzählt er mit “Wall Street: Geld schläft nicht” die Geschichte des skrupellosen Finanzhais Gordon Gekko (Michael Douglas) weiter.

9) Gier nach Macht

Das Streben nach Reichtum hängt auch mit dem Wunsch nach Kontrolle zusammen. Die Antriebsfeder vieler Protagonisten ist daher die Gier nach Macht. Stones Filme sind voll von Machiavellisten, die skrupellos über Leichen gehen, um Macht zu erlangen, zu erhalten und auszuüben.

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10) Form folgt Inhalt

Stone ist einer der vielseitigsten Regisseuren Hollywoods. Seine Filme zeichnen sich durch einen expressiven Gebrauch der filmischen Form aus, die sich an das jeweilige Thema anpasst. In “JFK” bedient er sich einer rasanten und hektischen Kameraführung, eines schnellen Schnitts und unterschiedlicher Film- und Bildformate, um Authentizität und das Gefühl der Paranoia zu erzielen. Auch in seinen psychedelischen Filmen “The Doors” und “Natural Born Killers” folgt die Form dem Inhalt, um das subjektive Befinden der Protagonisten wiederzugeben. In “An jedem verdammten Sonntag” übersetzt er die Hektik eines Football-Spiels in eine beschleunigte Inszenierung aus kurzen Einstellungen und schnellen Kamerabewegungen.

(Bilder: Universum Film, Warner Bros., 20th Century Fox)