Er überlebte Hiroshima, erneuerte Japans Mode und entwarf Steve Jobs schwarze Rollis: Der Designer Issey Miyake ist tot

Issey Miyake - Copyright: Justin Sullivan/Getty Images
Issey Miyake - Copyright: Justin Sullivan/Getty Images

mit DPA/ro

Der japanische Modedesigner Issey Miyake ist tot. Miyake sei am 5. August in Tokio an den Folgen einer Leberkrebserkrankung gestorben, teilte sein Design Studio mit. Er wurde 84 Jahre alt.

Miyake entwarf vor allem Mode und Düfte. Seit den 70er Jahren verfolgte Miyake das Konzept, Kleidung aus einem einzigen Stück Stoff herzustellen. Berühmt wurde er mit der Verbindung japanischer Schlichtheit mit kühnen Faltentwürfen. Besondere Bekanntheit erlangte Miyake darüber hinaus durch einen seiner größten Fans: Apple-Gründer Steve Jobs. Miyake inspirierte Jobs Kleidungsstil und entwarf Jobs ikonische schwarze Rollkragenpullover. Jobs dachte zeitweise sogar darüber nach, bei Apple eine Arbeitsuniform für alle Beschäftigten nach Entwürfen Miyakes einzuführen.

Steve Jobs im Jahr 2003  - Copyright: Justin Sullivan/Getty Images
Steve Jobs im Jahr 2003 - Copyright: Justin Sullivan/Getty Images

"Miyakes dynamischer Geist wurde von einer unermüdlichen Neugierde und dem Wunsch angetrieben, durch das Medium Design Freude zu vermitteln", hieß es in der Erklärung der Miyake Design Studios. "Auf Wunsch von Herrn Miyake wird es keine Beerdigung oder Gedenkfeier geben."

Issey Miyake wurde am 22. April 1938 in Hiroshima geboren. Dort überlebte er als Kind den US-Atombombenabwurf im August 1945, bei dem zwischen 100.000 und 200.000 Menschen getötet wurden. Als Erwachsener sprach er nicht gern darüber. Er wolle nicht als «der Designer, der die Atombombe überlebte» gesehen werden, schrieb Miyake 2009 in der «New York Times».

«Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich immer noch Dinge, die niemand jemals erleben sollte», schrieb Miyake. Seine Mutter sei drei Jahre später an den Folgen der Strahlung gestorben. Er wolle lieber an Dinge denken, schrieb Miyake, "die erschaffen, nicht zerstört werden können und die Schönheit und Freude bringen".

Miyake studierte Design an der Tama Art University in Tokio. Nach seinem Abschluss 1964 zog er nach Paris, um Erfahrungen in der Modeindustrie zu sammeln, unter anderem als Lehrling bei Guy Laroche. Er arbeitete auch für Hubert de Givenchy, etwa zur gleichen Zeit, als Audrey Hepburn dessen Kleider trug.

1970 eröffnete er das Miyake Design Studio. Einer seiner ersten Entwürfe war ein Trikotbody, der mit traditionellen japanischen Tätowiertechniken handbemalt wurde, berichtet The Guardian. Kurze Zeit später machte die "Vogue" seine Arbeit bekannt, und er erhielt einen "Mini-Shop" in Kaufhaus Bloomingdales.

In den 1980er Jahren wurde Miyake als einer der revolutionärsten Designer der Welt gefeiert. Miyake arbeitete auch mit Kunststoff, Metall und sogar Papier. Er entwickelte dabei eine neue Art, Stoff zu falten, indem er ihn in einer Heißpresse zwischen Papierschichten wickelte. Das Ergebnis war, dass die Kleidungsstücke ihre Form behielten. Diese Methode führte zur Entwicklung seiner Aufsehen erregenden, charakteristischen Linie «Pleats Please» (Plissee bitte). Für seine ebenfalls berühmte A-POC-Linie (A Piece of Clothing) nutzte er eine Webmaschine, die Outfits aus einem Stück Stoff herstellte.

Miyake wurde damit einer der bekanntesten Designer Japans, obwohl er diesen Titel ebenso verabscheute, wie "frivolen, trendbewussten, auffälligen Konsum".