Özdemir fordert von Russland Fortsetzung des Getreide-Abkommens

BERLIN (dpa-AFX) -Bundesagrarminister Cem Özdemir hat Russland aufgefordert, das Abkommen zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine fortzusetzen. "Russland muss seiner vor der Weltgemeinschaft abgegebenen Verpflichtung gerecht werden und das Abkommen fortsetzen", sagte der Grünen-Politiker dem Nachrichtenportal "t-online". Für die Ukraine seien die Einnahmen aus dem Getreidehandel überlebenswichtig. "Das ukrainische Getreide muss dort ankommen, wo es gebraucht wird - nämlich in den Ländern des globalen Südens", so Özdemir.

Russlands Präsident Wladimir Putin nutze das Getreide-Abkommen erneut bewusst als Druckmittel, um eigene Interessen durchzusetzen, nämlich "Destabilisierung und ein Ende der westlichen Sanktionen", so der Landwirtschaftsminister. "Dass Russland das Abkommen vertragswidrig bereits Mitte Mai auslaufen lassen will - 60 Tage vor der eigentlichen vereinbarten Frist, ist schlicht unverantwortlich. Putin nimmt den Verlust von Menschenleben billigend in Kauf für seinen verbrecherischen Angriffskrieg."

Zuletzt hatte Russland erneut mit dem Aus der Vereinbarung gedroht. "Terrorattacken des Kiewer Regimes bedrohen eine erneute Verlängerung des "Getreide-Deals" nach dem 18. Mai", teilte das russische Verteidigungsministerium diese Woche mit.

Nach Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte Russland monatelang die Schwarzmeerhäfen des Nachbarlandes blockiert. Da die Ukraine weltweit einer der größten Agrarexporteure ist, mehrten sich international Befürchtungen über einen massiven Anstieg der Lebensmittelpreise und in dessen Folge eine Hungerkrise in den ärmsten Ländern. Im vergangenen Sommer vermittelten die Vereinten Nationen und die Türkei in Form des Getreide-Abkommens ein Ende der Blockade. Die ursprünglich für 120 Tage geschlossene Vereinbarung wurde zweimal verlängert, das letzte Mal allerdings nur noch für 60 Tage bis Mitte Mai.