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Über 400 Drehabbrüche: TV-Branche steht vor Neustart und fordert Ausfallfonds

Wenn sich viele treffen und alle eigentlich das Gleiche wollen, ist es dennoch nicht immer ganz leicht, einen griffigen Konsens zu formulieren: Nach einer mehrstündigen digitalten Konferenz hat sich die TV-Branche auf eine Erklärung geeinigt, in der von einer schnellstmöglichen Wiederaufnahme von Drehs die Rede ist.

Wenn alle wesentlichen Free-TV-Fernsehsender, die privaten und die öffentlich-rechtlichen, hierzulande an einem Strang ziehen, dann zeigt das vor allem eines: wie ernst die Lage wirklich ist. Tatsächlich trafen sich am Montag Vertreter der Sender und Sendergruppen ARD, ZDF, ProSiebenSat.1 und RTL/RTLzwei mit Produzenten und der Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters, auf Initiative der Mediengruppe RTL Deutschland zu einem digitalen "Runden Tisch Fernsehen". Anlass war natürlich die Corona-Krise, welche auch um die TV-Produktionswirtschaft bekanntlich keinen Bogen macht. Schon jetzt habe die Branche laut Erhebungen der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) seit dem Ausbruch der Corona-Krise mehr als 400 Drehabbrüche, Unterbrechungen oder Verschiebungen in Höhe eines Investitionsvolumens von etwa einer halben Milliarde Euro hinnehmen müssen, heißt es in einer am Nachmittag verbreiteten Mitteilung.

Insbesondere "auch kleine und unabhängige Produzenten" seien betroffen - sowie die Sender, "die ihre Zuschauer trotz der schwierigen Refinanzierungssituation weiterhin mit hochwertigen und attraktiven Informations- und Unterhaltungsangeboten versorgen wollen, die zudem gerade jetzt stark nachgefragt sind". Wesentlicher Gegenstand der Debatte war der, wie es in der Zusammenfassung heißt, "dringend notwendige flächendeckende Neustart der Produktion". Priorität habe jetzt, "schnellstmöglich gemeinsam den Leitfadenentwurf der Allianz deutscher Produzenten zum Arbeitsschutz als Grundlage einer Wiederaufnahme von Drehs zu operationalisieren", lautet das Fazit.

"Werden diesen Weg auch weiterhin gemeinsam gehen"

Nach dem virtuellen Branchenmeeting einigten sich die Vertreter der Sender auf folgende gemeinsame Erklärung: "Der heutige Austausch hat gezeigt, dass wir in den letzten Wochen partnerschaftlich gute Modelle zum Umgang mit der Corona-Krise gefunden haben. Als Branche stehen wir bei der Wiederaufnahme der Produktion jedoch vor weiteren praktischen Herausforderungen und wirtschaftlichen Risiken. Zu deren Lösung war der heutige Termin ein wichtiger erster Schritt. Wir werden diesen Weg auch weiterhin gemeinsam gehen. Wir sind uns einig, dass die Sicherheit des Produktionsbetriebes obersten Vorrang hat. Dazu gehört die faktische, gesundheitliche Sicherheit am Set und die Sicherheit von Produzent und Sender, bei Wiederaufnahme der Produktion die wirtschaftlichen Risiken so gut wie möglich eingrenzen zu können."

Alle Beteiligten seien sich einig gewesen, hieß es, "dass als eine wesentliche Voraussetzung für die Wiederaufnahme der Produktionstätigkeit ein Ausfallfonds aufgesetzt werden müsse, um die wirtschaftlichen Schäden für erneute Produktions-Stopps oder Ausfälle aufzufangen". Einen entsprechenden Vorschlag hätten die Branchenvertreter der Kulturstaatsministerin im Rahmen des Runden Tisches unterbreitet. Über die konkrete Ausgestaltung soll kurzfristig das Gespräch mit den zuständigen Ministerien gesucht werden.