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„Lincoln“: Historischer Fehler in Spielberg-Film

Mit insgesamt zwölf Nominierungen ist „Lincoln“ einer der großen Oscar-Favoriten. Doch obgleich Steven Spielberg mit dem Historien-Drama ein grandios besetztes Must-See abgeliefert hat – ganz perfekt ist das aktuelle Werk des Starregisseurs nicht. Dass sich in einem wichtigen Punkt der Fehlerteufel eingeschlichen hat, lässt sich schon mit wenigen Klicks im Internet herausfinden. Zuerst aufgefallen ist die historische Ungenauigkeit einem US-Kongressabgeordneten, der in seiner Freizeit gerne ins Kino geht.

Joe Courtney entdeckte einen Fehler in Spielbergs "Lincoln" (Bilder: ddp Images, 20th Century Fox)
Joe Courtney entdeckte einen Fehler in Spielbergs "Lincoln" (Bilder: ddp Images, 20th Century Fox)


Eigentlich wollte sich US-Politiker Joe Courtney am vergangenen Wochenende nur bei einem Film entspannen. Doch im Kino traute er seinen Augen nicht: Im Spielberg-Blockbuster „Lincoln“, der sich mit Präsident Lincolns historischem Kampf gegen die Sklaverei in Amerika auseinandersetzt, hat sich ein schwerwiegender Fehler eingeschlichen. In einer Szene ist zu sehen, wie zwei Kongressabgeordnete aus Connecticut gegen den 13. Verfassungszusatz stimmen, der die Sklaverei im Jahr 1865 ächten sollte.

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„Das hat mich richtig aufgeregt“, sagte Demokrat Courtney gegenüber dem US-Nachrichtenportal „Huffington Post“. Eine schnelle Recherche im Internet später, die seine Intuition bestätigte, bat er schließlich das Recherchezentrum des US-Kongresses um Hilfe. Das Ergebnis: Alle vier Kongressabgeordneten aus Connecticut stimmten für den 13. Verfassungszusatz. In einem Brief an Regisseur Steven Spielberg bittet Courtney deshalb nun um Korrektur des Patzers, spätestens bis zur Veröffentlichung der DVD: „Wie hätten Abgeordnete aus Connecticut – einem Staat, der Präsident Lincoln immer unterstützt hat und tausende Söhne im Sezessionskrieg verloren hat – je auf der falschen Seite der Geschichte stehen können?“

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Der 59-jährige Politiker hat Geschichte an der Tufts Universität studiert. Rückendeckung von anderen Historikern erhält er deshalb aber nicht. Eric Foner etwa, der an der renommierten Columbia Universität lehrt, sagte gegenüber dem US-Sender CNN: „Es ist historische Fiction – ein nobles Genre, das schon Shakespeare bediente. Aber es ist keine Geschichtsstunde.” Tatsächlich macht der Film, der mit Daniel Day-Lewis als Lincoln, Sally Field als dessen Ehefrau Mary Todd Lincoln und Tommy Lee Jones als Thaddeus Stevens hochkarätig besetzt ist, nicht den Anschein, eine Dokumentation sein zu wollen.

Spielberg scheint einen der wichtigsten Konflikte in der US-Geschichte mit einem gewissen Maß an künstlerischer Freiheit interpretiert zu haben. Auch, wenn das Joe Courtney aufstößt – dem Publikum gefällt's. Bisher hat der Film 170 Millionen US-Dollar in Amerika eingespielt.

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