„Cheyenne” – Sean Penn als depressiver Rockstar

Worum es geht
Schwankend zwischen Depression und Langeweile lebt der Alt-Rocker Cheyenne (Sean Penn) zurückgezogen in einem Landhaus in Dublin. Heute ist er 50 Jahre alt, sieht aber mit seinen toupierten Haaren, dem weißen Make-Up und rotem Lippenstift aus, wie aus den besten Jahren seiner Gothic-Musikkarriere. 20 Jahre stand er schon nicht mehr vor Publikum auf der Bühne, denn heute ist der Sänger bereits von einer Menschenmenge im Einkaufszentrum überfordert. Der Tod von Cheyennes Vater führt ihn zurück nach New York. Bei der Beerdigung erfährt er von der Besessenheit seines Elternteils, mit dem er über 30 Jahre kein Wort mehr gesprochen hat: Rache nehmen für die schwerwiegendste Demütigung seines Lebens. Cheyenne beschließt, die Suche nach dem Peiniger weiterzuführen. Es beginnt ein Roadtrip in das Herz der Vereinigten Staaten und eine Reise zu ihm selbst…

Von wegen Sex, Drugs & Rock'n'Roll
Cheyennes wilde Zeiten als gefeierter Rockstar sind lange vorbei. Heute lebt er mit seiner Frau Jane (Frances McDormand) von der Außenwelt abgeschottet auf einem irischen Landsitz. Lediglich sein Äußeres erinnert an die von Sex, Drugs und Rock'n'Roll geprägte Phase. Der Alltag des notorisch depressiven Ex-Goth-Stars besteht aus Kaffee trinken im Einkaufszentrum mit dem 16-jährigen Mädchen Mary (Eve Hewson) - die ebenfalls mit dem Leben kämpft und ihren Platz sucht - und sportliche Aktivitäten mit seiner Ehefrau. In der Komödie „Cheyenne — This must be the Place" porträtiert Regisseur Paolo Sorrentino einen in die Jahre gekommenen Rockstar auf der Suche nach dem Erwachsenwerden. Cheyenne wirkt zu Beginn des Films wie ein kleiner Junge, der von seiner Umwelt überfordert ist und versucht diese auf naive Weise zu entdecken. Erst als er seinen außergewöhnlichen Roadtrip beginnt, scheint sich sein Inneres dem augenscheinlichen Alter anzupassen. Cheyenne tourt mit seinem Rollkoffer durch die USA, auf der Suche nach dem Mann, der seinen Vater in der Vergangenheit so sehr gedemütigt hat, dass diesem im Leben nur ein einziger Gedanke blieb: Rache, bittersüße, vergeltende Rache. Und Genre-typisch bringt ihm in diesem amüsanten und originellen Roadmovie jeder Stop bei seiner Reise auch immer eine Erkenntnis für ihn selbst.

Bildergalerie - "Cheyenne - This must be the Place"

Abwechslungsreich mit nur einem Gesichtsausdruck
„Cheyenne — This must be the Place" ist ein facettenreicher Film: Ein Roadmovie und ein Porträt in einem, bei dem bildgewaltige Naturaufnahmen und intelligente Dialoge nicht zu kurz kommen. Ebenso facettenreich ist Sean Penn in seiner Rolle des depressiven und kindlichen Cheyenne. Witzig, tiefgründig, naiv, bestimmend, melancholisch, gelangweilt, neugierig — all das verkörpert der Schauspieler mit nur einem gleichleibenden Gesichtsausdruck und beweist erneut, dass er ein absolutes Ausnahmetalent Hollywoods ist. Es muss aber auch gesagt werden, dass ein Schauspieler immer nur so gut sein kann, wie die Möglichkeiten, die ihm die Figur bietet. Paolo Sorrentino hat mit Cheyenne einen Charakter geschaffen, der einmalig ist und bei den Kinozuschauern sicher nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird. Darüberhinaus wirkt die Hauptperson so skurril, weil sie in eine originelle Handlung eingebettet ist und diese vorantreibt. Verknüpft werden das Leben eines alternden, depressiven Rockstars und die Jagd nach dem Peiniger seiner Vaters.

Pure Situationskomik
„Cheyenne — This must be the Place" wartet — gegensätzlich zur Normalo-Komödie — nicht mit vorhersehbaren Gags und (oft) platt erzählten Witzen auf. In dem Film von Sorrentino liegen die lustigen Momenten sprichwörtlich auf der Straße. So ist allein schon amüsant, wenn der 50-jähriger Goth auf dem Weg zum Einkaufen mit einem Rollkoffer durch einen konservativen irischen Vorort spaziert. Und von diesen alltäglichen Situationen, die zum Schreien komisch sind, hat „Cheyenne — This must be the Place" viele weitere zu bieten. Kurz gesagt: Dieser Kinobesuch lohnt sich!

Video: YouTube

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