Kinostart von „Skyfall”: 50 Jahre James Bond im Check
Bond, James Bond, Wodka-Martini, geschüttelt, nicht gerührt, und dann diese Gitarrenmelodie. Es gibt keinen Kinohelden außer ihm, zu dem uns ohne Nachdenken so viele Klischees und Erkennungszeichen einfallen, so viele verschiedene Gesichter — mancher Zuschauer erinnernt sich schon nicht mal mehr, welche der 22 James-Bond-Filme er überhaupt gesehen hat und welche nicht. Pünktlich zur Premiere von „Skyfall", der neuesten Folge mit Daniel Craig, die am 1. November in den Kinos startet, wagen wir deshalb den Schnellcheck: Welcher Bond ist welcher? Bei welchen Bond-Girls sollte man zweimal hinsehen? Und wann trug er nochmal diesen komischen weißen Skianzug?
Von "Dr. No" zu "Skyfall" - Alle Bond-Plakate der 23 007-Filme
Titelsongs - Liste alles Bond-Songs
1. „James Bond jagt Dr. No" (1962)
Bestmöglicher Einstieg: Der erste Connery-Bond verschafft sich schnell Respekt, fackelt nicht lange, wenn es ans Austeilen geht. Obwohl der Bösewicht, der sein Labor natürlich in einem ausgehöhlten Berg hat, ihn als „dummen Polizisten" beschimpft. Das meiste ist schon am richtigen Platz, das Opening mit dem Pistolenlauf, das musikalische Thema, der Krawattenknoten, vor allem das Girl: Wie Ursula Andress als Venus aus dem Wasser steigt, das ist ein filmgeschichtliches Ereignis.
Film: ****, Girl: *****, Bösewicht: **, Titelsong: *****, Bond: ****
2. „Liebesgrüße aus Moskau" (1963)
Als der Kalte Krieg am kältesten war: Bond ist hier vor allem der Gejagte, darf zwar als Jet-Set-Agent mal schnell nach Istanbul und Venedig, muss sich aber gegen einige der übelsten Schurken werken, die ihm in den nächsten 50 Jahren begegnen sollen. Unvergessen: die Kampfszene im Zug.
Film: ****, Girl: ***, Bösewicht: ****, Titelsong: ***, Bond: ****
3. „Goldfinger" (1964)
Ist zwar schade, das schon so früh zu sagen, aber: Wenn man einen Bond-Film mit in den Bunker mitnehmen dürfte, wäre es wohl dieser. Klassisch, vom irren Fort-Knox-Banküberfallplan des Bösewichts über die goldlackierte Frau bis zum tödlichen Bumeranghut, mit dem der asiatische Assistent wirft. Hier, nicht früher oder später, wurde Bond zur cineastischen Sensation.
Film: *****, Girl: ***, Bösewicht: *****, Titelsong: *****, Bond: ****
4. „Feuerball" (1965)
Die Formel hat sich gefestigt, und es geht ab jetzt vor allem darum, in jeder Hinsicht noch eins draufzulegen: Atomwaffen statt Gold, noch mehr Bond-Gadgets, noch exotischere Location. Die Bahamas, über und unter Wasser, spielen eine Hauptrolle, verdrängen den eigentlichen Bond ein wenig.
Film: ***, Girl: ***, Bösewicht: ***, Titelsong: ***, Bond: ***
5. „Man lebt nur zweimal" (1967)
Dass Vulkane auf abgelegenen japanischen Inseln mit Sicherheit die Hauptquartiere von Welterpressern enthalten, wissen wir seit diesem Film. Drehbuchautor Roald Dahl durfte sich hier austoben, Ninja-Angriffe und sonderliche Weltraummanöver in die Story bauen. Leider ein bisschen albern.
Film: ***, Girl: ***, Bösewicht: ****, Titelsong: *****, Bond: **
6. „Im Geheimdienst Ihrer Majestät" (1969)
Der einzige Bond mit George Lazenby in der Hauptrolle galt jahrzehntelang als Ausrutscher, wurde zuletzt rehabilitiert — völlig zurecht. Als komplexer Charakter taugt der Agent allemal, bei einer Partnerin wie Diana Rigg auch als Verliebter. Trotzdem ist der Film schnell, ereignisreich, abgefahren. Unbedingt wieder gucken.
Film: ****, Girl: *****, Bösewicht: ***, Titelsong: *****, Bond: ****
7. „Diamantenfieber" (1971)
Sean Connerys halbherzige Rückkehr. Er wirkt alt und dick, der zweirädrige Stunt bei der Verfolgungsjagd in Vegas gelingt ihm gerade noch. Die Handlung verlässt sich größtenteils auf mittelgute Gags und eine konfuse Diamantenjäger-Story. Zeit für einen Relaunch.
Film: **, Girl: ***, Bösewicht: ***, Titelsong: ****, Bond: **
8. „Leben und sterben lassen" (1973)
Roger Moore debütiert als stylisher, leicht geckenhafter Pop-Bond, muss dabei gleich in den Voodoo-Schlamm von New Orleans steigen und eine der längsten Verfolgungsszenen der Reihe überstehen. Wie er dabei den Alligatoren über die Köpfe spaziert: Respekt!
Film: ***, Girl: ****, Bösewicht: **, Titelsong: *****, Bond: ****
9. „Der Mann mit dem goldenen Colt" (1974)
Kaum zu glauben, aber Britt Ekland im Bikini als Bond-Girl Mary Goodnight nervt hier vor allem, genau wie der vorübergehende Bond-Sidekick Sheriff Pepper. Quentin Tarantino hat sicher seine Freude daran, wie der damals grassierenden Bruce-Lee-Welle in unnötigen Karateszenen Tribut gezollt wurde — ein konfuser Film.
Film: **, Girl: *, Bösewicht: ****, Titelsong: ***, Bond: ***
10. „Der Spion, der mich liebte" (1977)
Der beste Film der langen, von vielen Pannen gezeichneten Roger-Moore-Ära. Großartige Stunts, gutes Tempo, U-Boote und Union-Jack-Fallschirme, dazu natürlich der berühmteste Bösewichtshelfer, der rein technisch gesehen kein Bösewicht ist: der Beißer mit seinen Metallzähnen. Eine Erinnerung an größte Zeiten.
Film: ****, Girl: ****, Bösewicht: ****, Titelsong: *****, Bond: ***
11. „Moonraker — streng geheim" (1979)
Das glasklare Zugeständnis an den damals lodernden „Krieg der Sterne"-Wahn — und mit seinem Weltall-Setting, den Laserpistolen und Anti-Schwerkraft-Choreografien eines der albernsten Exemplare der Reihe. Dass sich der Beißer verliebt, macht alles nur noch schlimmer.
Film: XX, Girl: XXX, Bösewicht: XX, Titelsong: XXX, Bond: XX
12. „In tödlicher Mission" (1981)
Kontrastprogramm: Obwohl Bond hier nur, etwas banal, einen Atomraketen-Steuercomputer sucht, schwingt er sich dabei zu einer seiner actionreichsten, bissigsten Leistungen auf. Auf Gags wird eher verzichtet (abgesehen vom sprechenden Papageien), die Stunts sind umso stärker. Echter Agentenjob.
Film: ***, Girl: ***, Bösewicht: ***, Titelsong: ****, Bond: ****
13. „Octopussy" (1983)
Der Titel ist ein Herrenwitz, und dass Bond hier unter anderem als Gorilla und als Clown verkleidet in den Kampf zieht, hilft wenig. So schlecht, wie beim populäre Roger-Moore-Bashing oft behauptet wird, ist der Film aber auch nicht: Man kommt viel rum in den zwei Stunden, und die Action entschädigt für einige Längen.
Film: ***, Girl: **, Bösewicht: ***, Titelsong: ***, Bond: **
14. „Im Angesicht des Todes" (1985)
Den weißen Willy-Bogner-Skianzug, den Bond bei der Schneeverfolgungsjagd auf völlig unpassende Art trägt, kann man leider nicht aus dem Gedächtnis streichen. Bond wirkt hier vor allem wie ein müdes Modeopfer, und dass er über die phänomenalen Computerschurken Christopher Walken und Grace Jones am Ende wirklich triumphiert, ist beim Anschauen kaum zu glauben.
Film: **, Girl: ***, Bösewicht: *****, Titelsong: *****; Bond: *
15. „Der Hauch des Todes" (1987)
Im Vergleich zu Moore wirkt Timothy Dalton, der neue Hauptdarsteller, hier eher steif und freudlos, ist damit der Essenz der alten Romanfigur Bond aber wieder näher. Ein sehr solider, deshalb aber nicht schlechter Film, dessen größter Höhepunkt die Erkenntnis ist, dass Bond einer Frau auch explizit treu sein kann.
Film: ***, Girl: ***, Bösewicht: ***, Titelsong: ***, Bond: ***
16. „Lizenz zum Töten" (1989)
Noch mehr Härte: Bonds Mission ist diesmal persönliche Rache, eine Mörderjagd auf eigene Faust, ohne die sprichwörtliche MI6-Lizenz. Entsprechend rau geht es zu, ein ganz guter Actionfilm, der Eleganz und Zauberformel der Serie allerdings oft vermissen lässt. In einer undankbaren Nebenrolle: Benicio Del Toro.
Film: ***, Girl: ****, Bösewicht: ***, Titelsong: ***, Bond: ***
17. „Golden Eye" (1995)
Die längste Pause, die je zwischen zwei Bond-Filmen lag, ist vorbei — und in Szene eins stürzt sich der neue 007 gleich todesmutig von einer Talsperre. Die Kombination aus unerbittlichem Kampfeswillen und leichter Arroganz gelang Pierce Brosnan exzellent, hier durfte er sogar im Panzer durch Petersburg brettern. Und Judi Dench als M ist zum ersten Mal dabei.
Film: ****, Girl: ***, Bösewicht: ***, Titelsong: ****, Bond: ****
18. „Der Morgen stirbt nie" (1997)
Selten genug kommt es vor, aber hier stiehlt das Bond-Girl dem Agenten die Show. Michelle Yeoh als kampfstarke chinesische Spionin Wai Lin ist der besondere Clou dieses Films, der ansonsten eher wieder ins Mittelmaß der Moore-Ära absinkt. Dass ein Zeitungsverleger den Dritten Weltkrieg starten will — das ist genau so wenig wahrscheinlich wie der Umstand, dass Brosnan bei der ganzen Affäre stets schick gebügelt bleibt.
Film: ***, Girl: *****, Bösewicht: ****, Titelsong: ***, Bond: ***
19. „Die Welt ist nicht genug" (1999)
Mit Sophie Marceau und Denise Richards sind auch hier wieder die Mädchenparts exzellent besetzt — wenn Richards nicht ausgerechnet eine berühmte Nuklearforscherin namens Christmas spielen würde. Die Ernsthaftigkeit, die die besten Filme der Reihe ausgezeichnet hat, fehlt hier, auch angesichts des immer extremer wachsenden Product Placement. Da kann Brosnan sich noch so mühen.
Film: **, Girl: ****, Bösewicht: ***, Titelsong: ***, Bond: ***
20. „Stirb an einem anderen Tag" (2002)
Bond als gebeutelter, von seinem Dienst ausgestoßener Schmerzensmann — eigentlich eine gute Ausgangsposition für den letzten Brosnan-Film. Leider machen ein besonders konfuser Plot und mehrere besonders blöde Szenen den Triumph kaputt: Die Fahrt im unsichtbaren Auto gehört zu den Tiefpunkten.
Film: **, Girl: ***, Bösewicht: ***, Titelsong: **, Bond: ****
21. „Casino Royale" (2006)
Wieder ein Neustart, diesmal sogar als Prequel, das zeigt, wie Bond zum Superagenten wurde. Es liegt nicht nur am Glücksgriff Daniel Craig und seiner windhundartigen Smartness, dass dies einer der besten Bond-Filme überhaupt ist: Allein schon die fantastische Spielcasinoszene zeigt die Qualität von Drehbuch zu und Regie.
Film: *****, Girl: ****, Bösewicht: ****, Titelsong: ****, Bond: *****
22. „Ein Quantum Trost" (2008)
Zum ersten Mal: eine direkte Fortsetzung des vorangegangenen Films. Bond ist wieder mal auf einem Rachefeldzug, umso mehr bebt die Kamera und sausen die Schnitte. Technisch natürlich auf höchstem Niveau, aber „Quantum" zeigt auch ex negativo: Das Kinopublikum will lieber einen Agenten zum Anfassen, keinen Cybertypen. Wenn man die ersten Vorab-Kritiken zu „Skyfall" liest, dem Film Nummer 23, hat man auch das Gefühl, dass die Gefahr 2012 gebannt ist.
Film: ***, Girl: ***, Bösewicht: **, Titelsong: ****, Bond: ***