Drogen, Alkohol und Kuschelkomik – Robin Williams wird 60

Ein liebenswert-schrulliges Kindermädchen, ein Vorzeige-Lehrer, wie ihn jeder Mal gerne gehabt
hätte, ein so humorvoller wie engagierter Radiomoderator im Vietnamkrieg - wir kennen ihn aus Familienkomödien,
als Gutmenschen und Vorbild: Robin Williams. Am Donnerstag wird der
Schauspieler 60 Jahre alt. Hinter den oft so positiven Rollen lauerten für
Williams aber immer die Abgründe des wirklichen Lebens: Drogen, Alkohol,
Exzesse. Komik ist harte Arbeit und wer richtig lustig sein will, der muss
wissen, was Fallhöhe bedeutet. Viele Komiker scheinen das allzu wörtlich zu
nehmen. Manchmal wirkt es fast so, als bräuchten sie die Dramen im Alltag, um
dann auf der Bühne oder vor der Kamera vor Witz und Einfällen sprühen zu
können. Vielleicht war das auch so bei Robin Williams' Freund und
Komiker-Kollegen John Belushi („Blues Brothers"). Er starb 1982 im Alter von 33
Jahren an einer Überdosis. Sein Tod veranlasste Williams zu
seinem ersten Entzug. Er sprach immer offen über seine Drogen- und
Alkoholprobleme.

Die Affären und der Alkohol

Robin Williams, geboren am 21. Juli 1951 in Chicago, zog in
seiner Jugend mit seinen wohlhabenden Eltern viel um und landete irgendwann in
einem Vorort von San Francisco. In der kalifornischen Küstenstadt lebt er heute
noch. Er brach dort ein Studium der Politikwissenschaften ab und machte erste
Gehversuche als Stand-Up-Comedian - was ihm letztlich ein Studium an der
renommierten New Yorker Schauspielschule Juilliard einbrachte. Dort freundete
er sich eng mit seinem Kommilitonen Christopher Reeve an. Zurück in San
Francisco, wurde er auf der Comedy-Bühne für das Fernsehen entdeckt: Bekannt
wurde Williams dann als Mork vom Ork in der TV-Serie „Mork & Mindy".
Während der Arbeit an der Serie entwickelte er eine Abhängigkeit von Alkohol und Kokain, die ihn mehr als
zwei Jahrzehnte seines Lebens begleiten sollte. Er stolperte durch mehrere
amouröse Verwicklungen, heiratete die Schauspielerin Valerie Velardi, mit der
er einen gemeinsamen Sohn, Zachary, hat. Kurz vor der Geburt von Zachary im
Jahr 1983 sagte er sich von den Drogen los. Im Jahr nach der Scheidung von
Velardi, 1989, heiratete er das von ihm schwangere Kindermädchen seines Sohnes, Marsha Garces. Die beiden haben
zwei Kinder.

Robin Williams, 1979

Der erste Flop

Sein Leinwanddebüt gab er in einem Flop: In Robert Altmans „Popeye - Der Seemann mit dem harten Schlag"
von 1980 spielte er den Spinat futternden Matrosen mit übermenschlichen
Kräften. Seine nächste Hauptrolle hatte er in der Verfilmung des John
Irving-Bestsellers „Garp und wie er die Welt sah". Der Film war zwar kein
kommerzieller Erfolg, wurde aber von der Kritik hoch gelobt. Die neunziger Jahre
waren sicher Williams produktivste und vor allem erfolgreichste Zeit: So
spielte er die Hauptrollen in „Good Morning Vietnam", „Der Club der toten
Dichter", „Der König der Fischer" und wurde jeweils für einen Oscar nominiert.
Er gewann ihn dann schließlich 1998 für eine Nebenrolle: In Gus van Sants „Good
Will Hunting" gab er den Psychologen Sean, der bei der von Matt Damon
gespielten Hauptfigur eine entscheidende Wandlung auslöst. Diese Rolle knüpfte
an den charismatischen, lebensklugen Lehrer aus „Der Club der toten Dichter" an
und bewies auf ein Neues, dass er das ernste Fach - gleichwohl immer als Einer
von den Guten - ebenso beherrschte wie die Komödie.

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links: Robin Williams im Film "Mrs. Doubtfire" (1993), rechts: Robin Williams im Film "Der 200-Jahre-Mann" (1999)

Die bösen Rollen

Den Gutmenschen und Kinderliebling schien Williams nach der
Jahrtausendwende satt zu haben. Er spielte verstärkt Psychopathen, übernahm
negative Rollen: In „One Hour Photo" gab er einen unheimlichen Fotoentwickler,
in „Insomnia - Schlaflos" einen Mordverdächtigen. Und als hätten diese düsteren
Rollen unheimliche Kräfte aktiviert, erlitt Williams im Sommer 2006 einen
Rückfall und wies sich umgehend selbst in eine Alkohol-Entzugsklinik ein.

Robin Williams mit seiner Frau Valerie, 1979

Die Scheidung

2008 reichte Williams' Frau die Scheidung ein, wegen
„unüberbrückbarer Differenzen". Diese persönlichen Rückschläge hielten ihn
nicht davon ab, all seine Energie in seine neue Stand-Up-Show zu stecken, mit
der er 2008 zu touren begann. Das Programm trägt den durchaus persönlich
gemeinten Titel „Weapons of Self Destruction" („Waffen zur Selbstzerstörung").
Williams hat also nicht nur immer offen über seine Probleme gesprochen, er
setzte sich auch selbstironisch mit seiner Abhängigkeit auseinander: Neben Zitaten wie „Kokain ist Gottes
Weg dir zur sagen, dass du zu viel Geld verdienst", nannte er in einer Show zum
Beispiel drei Fakten, an denen man erkennt, dass man Alkoholiker ist: „1. Nach
einer durchzechten Nacht wachst du auf und stellst fest: ‚Hey, jemand hat in
meine Hosen gemacht!' 2. Nach einigen Cocktails wunderst du dich auf der
Autobahn: ‚Warum fahren diese Idioten alle in die falsche Richtung?' und 3. Du
betrinkst dich, gehst indisch essen und wachst in Bombay auf, weil dir ein
Kamel die Eier leckt." Oh Käpt'n, mein Käpt'n!

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