Die längsten Filme – Vom Winde verweht bis ans Ende der Welt

Werden Sie schon nach 90 Kinominuten müde und sehnen sich nach Nachtschlaf oder einem Drink? Dann wäre das hier, ungeachtet des Inhalts, Ihr ganz persönlicher Horrorfilm: Vor kurzem hat ein Filmfestival in Helsinki "Modern Times Forever" gezeigt. Das "Forever" im Titel ist durchaus wörtlich gemeint. Der Film dauert 240 Stunden - das sind ganze zehn Tage!

Nur sechs Tage und 16 Stunden (aber die paar Stündchen fallen da ja auch kaum mehr ins Gewicht) dauert der französische "Cinématon", während der Zuschauer in den Film mit dem wunderbar passenden Titel "The Cure for Insomnia" ("Das Mittel gegen Schlaflosigkeit") drei Tage und 15 Stunden investieren muss - dafür ist er dann geheilt und darf endlich wieder schlafen.

Im Kino läuft gerade Terrence Malicks „Tree
of Life" mit einer Länge von immerhin 138 Minuten. Immer noch lange, aber nicht vergleichbar mit jenen langen Filmklassikern, die wir gefunden haben.

Cleopatra (241 Minuten)

An der Spitze der längsten Filme steht mit 241 Minuten der
Monumentalfilm „Cleopatra" von 1963, der melodramatisch das Leben und die Lieben
der ägyptischen Pharaonin erzählt. Die skandalträchtige Liebesnacht von Marcus
Antonius und Kleopatra hatte einen Skandal im wirklichen Leben zur Folge: Die
Darsteller Richard Burton und Elizabeth Taylor verliebten sich ineinander,
waren aber beide noch mit anderen Partnern verheiratet. Im puritanischen
Amerika von 1963 bedeutete das einen Aufschrei der Entrüstung in Medien und
Öffentlichkeit.

Lesen Sie auch: Angelina Jolie hat Jennifer Anistons Mann im Visier

Hamlet (233 Minuten)

Zu den neueren Filmen, die eine Länge von 200 Minuten überschreiten zählt „Hamlet" von 1996. Der britische Regisseur und
Schauspieler Kenneth Branagh setzte William Shakespeares berühmtes Stück mit
sich selbst in der Hauptrolle um. Im Gegensatz zu den anderen Adaptionen wurden die
Originaldialoge ungekürzt übernommen. Der Film floppte an den Kinokassen: 18 Millionen US-Dollar
Produktionskosten standen einem Einspielergebnis von nur 4,7 Millionen Dollar
gegenüber.

"Es war einmal Amerika" (229 Minuten) und "Vom Winde verweht (224 Minuten)

Sergio Leones Gangster-Epos von 1984 „Es war einmal in
Amerika" folgt dicht mit 229 Minuten - und diesem auf den Fersen ist „Vom Winde
verweht" aus dem Jahr 1939 mit 224 Minuten. Das Südstaaten-Drama mit Vivien
Leigh und Clark Gable in den Hauptrollen erfüllt außerdem noch einen weiteren
Superlativ: Er gilt laut Guiness-Buch der Rekorde als kommerziell erfolgreichstes Werk der Filmgeschichte.

Dieses Ranking gilt allerdings nur, wenn man Bernardo
Bertoluccis fünfstündigen „1900"
von 1976 als zwei Filme zählt: so brachte der Verleih damals das Epos ins Kino,
obwohl man den Klassiker um zwei in unterschiedliche Verhältnisse geborene
Jungen in Norditalien, denen der Film von 1900 bis 1945 folgt, natürlich
unbedingt am Stück sehen sollte. In den Hauptrollen spielen Robert De Niro und
Gérard Depardieu.

"Die zehn Gebote" (220 Minuten)

„Die zehn Gebote" heißt Cecil B. DeMilles Monumentfilm von
1956. Er dreht sich, wie der Titel schon nahe legt, um das Leben von Moses. Das
Bastkörbchen, der brennende Busch, die zehn Plagen, das goldene Kalb, das
geteilte Meer - hier wird nichts ausgelassen und das braucht einfach seine
Zeit: 220 Minuten. Wem das zu lange dauert, der kann ja bis zur Teilung des
Roten Meeres vorspulen: laut Prisma Online
einer „der Höhepunkte der Filmgeschichte".

Die 200 Minuten-Grenze sprengen dann in der Kinoversion nicht mehr viele Filme, darunter aber "Lawrence von Arabien" (1962, 218 Minuten), "Gettysburg" (1993, 240 Minuten), "Ben Hur" (1959, 212 Minuten), "Malcom X" (1992, 202 Minuten) und "Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs" (2003, 201 Minuten): Die Saga wollte ja schließlich ordentlich zu Ende erzählt werden.

Zu den deutschen Regisseuren, die sich mal so richtig lang auf
der Leinwand ausgetobt haben, gehören Wim Wenders und Wolfgang Petersen: Wim
Wenders elegisches Endzeit-Roadmovie „Bis ans Ende der Welt" bringt es auf stattliche
179 Minuten, während die Kinoversion von Wolfgang Petersens U-Boot-Klassiker
„Das Boot" „nur" 143 Minuten lang ist - im Gegensatz zur TV-Fassung, die
insgesamt 282 Minuten zählt.

Ein Langlaufzeit-Projekt dreier deutscher Regisseure der
allerjüngsten Zeit heißt „Dreileben". Christian Petzold, Dominik Graf und
Christoph Hochhäusler erzählen von Tat und Flucht eines Straftäters aus jeweils
drei vollkommen unterschiedlichen Perspektiven in drei 90-minütigen Filmen. Die
Berlinale zeigte das Experiment am Stück in 270-minütigen Vorstellungen: Sie
waren stets ausverkauft und der Geheimtipp des Filmfestivals. Nun wurde
bekannt, dass der Sender ARD, der zunächst separieren wollte, die Filme
ebenfalls hintereinander programmiert hat: Am 29. August ab 20.15 Uhr. Dieser
Termin sei allen Langzeit-Fans ans Herz gelegt. Denn einen Kinostart wird das
Projekt leider nicht haben - auch wenn es die große Leinwand mehr als manch
anderer Film verdient hätte.