Filmkritik Cannes-Special: „Killing Them Softly” mit Brad Pitt (Im Wettbewerb)

Worum es geht
Was passiert, wenn sich zwei kleine Fische in illegale Machenschaften der Mafia einmischen, ja ihnen sogar Geld klauen? Die Antwort ist wohl klar. Eben das passiert in „Killing Them Softly": Jackie Cogan (Brad Pitt) ist ein Gesetzeshüter der besonderen Art und wird damit beauftragt, die Umstände des Überfalls auf ein hochdotiertes Pokertunier, das von der Mafia geschützt wird, zu klären. Dafür verlangt er natürlich ebenfalls ein stattliches Sümmchen, denn es herrscht Finanzkrise und da geht es sogar den Gangstern und Auftragskillern schlecht…

„America is not a country; it's a business"
"Killing Them Softly" basiert auf dem Roman "Gogan's Trade" von George V. Higgins. Das Buch erschien bereits vor rund 40 Jahren. Regisseur Andrew Dominik versetzt nun den Stoff ins Jahr 2008, unmittelbar in die Zeit der Präsidentschaftswahl in Amerika. Deutlich wird das vor allem durch Obamas Wahlreden, die aus Fernsehen und Radio dröhnen. Oft im Hintergrund eingeblendet, aber auch eingebettet in die Filmmusik als künstlerischer Mix. Es gibt in diesem Gangsterfilm kein Entkommen vor dem offensichtlichen politischen Bezug. Und selbst für den, der sich auf diese Ebene nicht einlassen will und den Gangsterfilm als solchen wirken lassen will, gibt es am Ende kein Entrinnen mehr. „America is not a country; it's a business," so der Schlusssatz von "Killing Them Softly". Kritische Worte, die dem Zuschauer hingeworfen werden und sicherlich auch zum Denken und Diskutieren anregen. Leider aber wird in der Diskussion der Film wohl zu kurz kommen. Zu gering ist der Bezug zu diesem sogenannten „Business". Denn das einzige, das beschrieben wird, ist die Situation der Gangster, nicht der Gesellschaft. (Fast, denn einen Drogensüchtigen gibt es ja schließlich auch noch).

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Es wird getötet — und zwar langsam
Lässt man diese gewollte kritische Ebene des Films einmal raus, ist „Killing Them Softly" durchaus ein gelungener Actionfilm. Zum einen originell und zum anderen mit einem ganz besonderen Humor. In Teilen erinnert die Stimmung ein wenig an „Burn After Reading". Die Gags sind auf den Punkt und die Actionszenen kommen trotz ausführlicher Dialoge nicht zu kurz. Eben diese Szenen sind besonders hervorzuheben. Ein Schuss, Blut überall und weiter. Nein, so sehen die Gewaltszenen in „Killing Them Softly" nicht aus. Dominik setzt auf sehr viel Ästhetik, auf Liebe zum Detail und vor allem auf Langsamkeit - eben „Killing Them Softly". Im Spiel mit den Kameraeinstellungen, den Experimenten mit dem Licht und den Schnitten, zeigt sich sein außergewöhnliches Können als Regisseur.

Fazit: Auch wenn in „Killing Them Softly" die politische Ebene eher gewollt, als gekonnt scheint, lohnt sich der Kauf einer Kinokarte. Gute Unterhaltung für Freunde von Gangsterfilmen mit speziellem Humor, sarkastischen Sprüchen und künstlerisch grandios inszenierten Gewaltszenen, die nicht so schnell vergessen werden.

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