Berlinale Tag 6: Steven Soderberghs letztes Werk und eine Weltpremiere ohne Regisseur

Goodbye, Mr. Soderbergh
Es war der fünfte und leider auch der letzte Berlinale-Besuch von Regisseur Steven Soderbergh. Bei keinem anderen Festival hat er mehr Filme vorgestellt als in Berlin. Und jetzt nimmt er hier mit seinem Thriller „Side Effects“ Abschied.

Steven Soderbergh, Rooney Mara und Jude Law bei der Premiere von "Side Effects". (Bild: Getty Images)
Steven Soderbergh, Rooney Mara und Jude Law bei der Premiere von "Side Effects". (Bild: Getty Images)

„Side Effects“ steht im Wettbewerb und hat große Chancen auf einen Bären. Wäre doch auch ein schönes Abschiedsgeschenk für den Oscar-prämierten Regisseur. Soderbergh habe sich bei seinem letzten Film von Hitchcock inspirieren lassen. „Mir hat es gefallen, jetzt einen Thriller zu machen, nachdem ich ja weiß, wie zwielichtig meine Karriere ist“, so Soderbergh bei der Pressekonferenz. „Ich versuche, jeden Film so zu machen, dass er den vorigen zerstört“, meinte er augenzwinkernd. In der Tat ist Soderbergh mit „Side Effects“ ein herausragender Film gelungen, der mit seinen vorigen Regiearbeiten nicht vergleichbar ist. Ein Film über Korruption und Intrigen im Pharmabereich: Emily Taylor (Rooney Mara) und Ehemann Martin (Channing Tatum) führen ein glückliches Leben im Wohlstand, bis der Broker wegen Insiderhandels alles verliert – sogar die Freiheit. Nach seiner Verurteilung stürzt Emily nicht nur finanziell in ein tiefes Loch. Vier Jahre später wird Martin entlassen, doch diese Veränderung überfordert sie erneut vollends. Der ehrgeizige und äußerst erfolgreiche Psychiater Dr. Jonathan Banks (Jude Law) nimmt sich ihrer an. Nachdem seine ersten Versuche, Emily zu stabilisieren, scheitern, verschreibt er ihr ein neues Medikament. Anfangs geht es ihr besser, doch schon bald erweisen sich die Nebenwirkungen als äußerst dramatisch.

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Mehr darf nicht verraten werden, denn das großartige an „Side Effects“ sind die Überraschungen. Gerade, wenn man glaubt, das Gute und Böse identifiziert zu haben, nimmt der Thriller eine überraschende Wendung. Brillant inszeniert, fantastisch gespielt – schade, dass es Soderberghs letzter Film ist. Das wollen wir noch nicht glauben.

Weltpremiere ohne Regisseur
Selten wurde ein abwesender Star ähnlich lautstark mit Applaus geehrt, wie an diesem Berlinale-Dienstag. Der Film des iranischen Regisseurs Jafar Panahi feierte heute seine Weltpremiere im Berlinale Palast – leider ohne ihn: Jafar Panahi wurde im Iran zu Berufsverbot und einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Gestern Abend wurde bekanntgegeben, dass ihm die Ausreise aus dem Iran verwehrt wurde, so dass er seinen Film nicht persönlich in Berlin vorstellen kann.
Jasmin Tabatabai, Eva Mattes und Vertreter der Deutschen Filmakademie demonstrierten darufhin vor der Iranischen Botschaft in Berlin. Sie überreichten ein an Präsident Mahmud Ahmadinedschad gerichteten Protestbrief und plakatierten dieses Schreiben rund um die Botschaft. Unterschrieben ist der Brief von Filmakademie-Präsidentin Iris Berben:

Auch bei der Berlinale 2011 forderten die Stars die Freilassung von Jafar Panahi. (Bilder: Getty Images)
Auch bei der Berlinale 2011 forderten die Stars die Freilassung von Jafar Panahi. (Bilder: Getty Images)

„Der iranische Filmregisseur Jafar Panahi genießt international große Hochachtung und Anerkennung. Dass er wegen seines Schaffens in Iran zu Berufsverbot und einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, hat weltweit Entsetzen und scharfe Proteste ausgelöst. Dass die Urteile an ihm bisher nicht vollstreckt wurden, hat dazu beigetragen, das Vorgehen der Islamischen Republik Iran mit vorsichtigem Optimismus zu betrachten. [...]Es liegt uns fern, Sie über die Gesetze des Islam belehren zu wollen, aber gehört es nicht zum Grundbestand der Rechte eines jeden Muslims, aus beruflichen Gründen ohne Behinderung und Einschränkung zu reisen? Die Botschaft der Islamischen Republik Iran in Deutschland wirbt auf ihrer Website wie in der Öffentlichkeit mit dem kulturellen Austausch zwischen unseren Völkern. Das Reiseverbot gegen Jafar Panahi widerspricht eklatant diesen Grundsätzen. Wir protestieren energisch gegen diesen Akt von Willkür!“

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